Psychiatrie-Apps? Lieber nicht.

Die Bevölkerung ist allgemein skeptisch gegenüber Gesundheits-Apps. Und wenn es um psychische Probleme geht, ist das Interesse speziell gering.

, 3. Mai 2023 um 14:43
letzte Aktualisierung: 6. November 2023 um 07:41
image
Symbolbild: Gilles Lambert on Unsplash
Gesundheits-Apps könnten das Gesundheitssystem entlasten. Denn die Progrämmchen lassen sich eigenständig oder begleitend zu einer ärztlichen Behandlung nutzen – so dass die Patienten weniger Zeit in einer Praxis oder einem Spital verbringen müssen.
Doch eine Umfrage der Stiftung Sanitas bei 2000 Personen zeigt: Die meisten zögern. Besonders bei psychischen Problemen vezichten viele Menschen lieber auf das App-Angebot. Und auch bei anderen gesundheitlichen Problemen sind Apps keine überragende Alternative.
Zum Beispiel würden nur 11 Prozent der Befragten vorbehaltlos ein Therapieprogramm bei Depressionen und Angstzuständen oder ein Trainingsprogramm zum Umgang mit Suchtmitteln nutzen. 24 Prozent lehnen solche Apps strikt ab. Dazwischen gibt es viele Unentschlossene.

Junge eher bereit

Das interpretiert die Stiftung so, dass Gesundheits-Apps heute noch weitgehend unbekannt sind.
Junge Personen sind allerdings eher bereit als Ältere, Gesundheits-Apps zu nutzen. Ihnen könnte eine App für die psychische Gesundheit helfen, wenn sie etwa wegen Überlastung der Psychiatrie auf eine Behandlung warten müssen.

image
Quelle: Stiftung Sanitas

Andere Gesundheits-Apps mehr gefragt

Etwas besser sieht es bei Apps zu anderen Gesundheitsfragen aus, etwa Informationen zur Selbstdiagnose oder medizinische Tagebücher. Solche Programme würden immerhin 24 Prozent der Befragten vorbehaltlos ausprobieren – und nur 17 Prozent lehnen solche Apps ab.
Den Nutzen solcher Apps schätzen die Befragten relativ tief ein: Nur gerade 15 Prozent sind überzeugt, dass ihnen eine solche App helfen könnte, ihre allgemeine Gesundheit zu verbessern. Noch tiefer ist dieser Anteil bei Apps, welche die psychische Gesundheit verbessern sollen. Vom Nutzen solcher Apps sind bloss 8 Prozent der Befragten vorbehaltlos überzeugt.
  • trends
  • digital health
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

«Im Gesundheitswesen braucht es Visionen statt Pflästerlipolitik»

Andreas Kistler über wirtschaftliche Zwänge, sinnentleerte administrative Aufgaben und die Entstehung von immer mehr Tätigkeiten, die keinen direkten Nutzen für Patienten stiften.

image

Wieso braucht es noch Packungsbeilagen?

Die EU erwägt, die Pflicht zum Beipackzettel abzuschaffen. Laut einer Umfrage in Dänemark finden das zwei Drittel der Apothekenkunden eine gute Idee.

image

Bitte einmischen! – Patientensicherheit neu gedacht

In England sollen sich Angehörige mehr in medizinische Abläufe einbringen: Eine Aktion unter dem Namen «Martha’s Rule» zeigt unerwartete Erfolge bei Sicherheit und Qualität. Jetzt wird die Idee auch in der Schweiz geprüft.

image

Wenn Erwartungen den Behandlungserfolg prägen

Glaube wirkt mit: Eine neue Studie zeigt, wie positive Erwartungen und gute Kommunikation den Behandlungserfolg verbessern können.

image

KSW: Das Spitalradio Winterthur ist Geschichte

Nach 46 Jahren ist Schluss: Aus Platzgründen kann das Radio-Angebot im Kantonsspital nicht weiterbetrieben werden.

image

Sätze, die man zu schwerkranken Patienten nicht sagen sollte

«Alles wird gut.» «Kämpfen Sie!» «Was haben die anderen Ärzte gesagt?»: Eine Studie identifiziert Floskeln, die kranke Menschen verunsichern können.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.