Privatisierung im Alten- und Pflegebereich setzt sich fort

Fast die Hälfte der Alters- und Pflegeheime in der Schweiz sind privat. Immer mehr gewinnorientierte Unternehmen gibt es auch in der Spitex.

, 10. November 2023 um 10:39
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Fast jedes dritte Heim gehörte zu einem Mehrbetriebsunternehmen |  Bild: Georg Arthur Pflueger on Unsplash
Im Jahr 2022 war fast die Hälfte der Alters- und Pflegeheime in der Schweiz in privater Hand. Dies zeigen neue Daten des Bundesamtes für Statistik.
In Zahlen ausgedrückt: Von den insgesamt 1485 Heimen wurden 47 Prozent privat geführt. Die übrigen Einrichtungen waren entweder öffentlich (23 Prozent) oder privat mit öffentlicher Subvention (30 Prozent). Die häufigste Rechtsform waren Stiftungen (29,4 Prozent), gefolgt von Aktiengesellschaften (24,8 Prozent).
Fast jedes dritte Heim gehörte zudem zu einem Mehrbetriebsunternehmen und rund 180 Unternehmen waren sowohl in Alten- und Pflegeheimen als auch in der Hilfe und in der Pflege zu Hause (Spitex-Dienste) tätig.

Mehr Spitex

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Bereich der Spitex-Dienste wider, wo der starke Anstieg der erbrachten Leistungen mit einer zunehmenden Präsenz gewinnorientierter Unternehmen einhergeht: Zwischen 2021 und 2022 verzeichnen diese einen Anstieg um 8,6 Prozent, während die gemeinnützigen und öffentlich-rechtlichen Organisationen nur um 0,2 Prozent zulegen.
Zudem stieg die Zahl der von ihnen verrechneten Spitex-Pflegeleistungen im Jahr 2022 mit 13,6 Prozent am stärksten.
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Mehr Assistenzpersonal in privaten Institutionen

Auffällig ist in der Erhebung auch der Rückgang des Qualifikationsniveaus des Personals. Insgesamt nahm das qualifizierte Pflegepersonal um 1,6 Prozent ab, während das nicht oder nur schwach qualifizierte Assistenzpersonal um 0,7 Prozent zunahm. Der Anteil der Hilfskräfte am gesamten Pflegepersonal betrug in den privaten Alten- und Pflegeheimen 42 Prozent und in den öffentlichen Einrichtungen 37 Prozent.
Die Statistik enthält darüber hinaus auch Zahlen zu den Kosten: Insgesamt stiegen die Kosten für Alters- und Pflegeheime im Jahr 2022 auf 11,05 Milliarden Franken, das sind 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Kosten für die Leistungen der Spitex beliefen sich auf 3,1 Milliarden Franken. Am stärksten stiegen mit plus 44 Prozent die Honorare für Leistungen Dritter (Temporär- und Leihpersonal), gefolgt von den Ausgaben für Energie und Wasser.
  • Sozialmedizinische Betreuung in Institutionen und zu Hause im Jahr 2022. Bundesamt für Statistik.

  • pflege
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