Private wollen die Zürcher Kantonsapotheke übernehmen

Grosse Überraschung in der Zürcher Apothekenlandschaft: Private wollen die zum Verkauf stehende Kantonsapotheke übernehmen.

, 28. September 2022 um 13:03
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Der Neubau der Kantonsapotheke Zürich in Schlieren wurde vor vier Jahren bezogen. | zvg
Der Kantonsrat des Kantons Zürich möchte die Kantonsapotheke verselbständigen und an das Universitätsspital (USZ) verkaufen. So, wie das schon viele Kantone in der Schweiz mit ihren Kantonsapotheken gemacht haben.

Apotheker machen gutes Angebot

Doch in Zürich wehrt sich ein privates «Konsortium» gegen diese Pläne und verspricht, mindestens gleich viel oder sogar mehr zu zahlen als das USZ. An der Spitze des – nach eigenen Angaben «finanzkräftigen Konsortiums» - stehen die zwei Apotheker Lorenz Schmid und Johannes Fröhlich sowie der selbständige Berater Rolf Walther.
Schmid ist Präsident des kantonalen Apothekerverbands und Apotheker in der Toppharm-Apotheke am Zürcher Paradeplatz. Fröhlich ist Eigentümer der Klus-Apotheke. Zu welchem Preis der Kanton seine Kantonsapotheke verkauft, ist noch nicht festgelegt. Die Apotheke beschäftigt 145 Angestellte.

Ungerechte Konkurrenz?

Das Konsortium will mit seinem Kaufangebot verhindern, dass in Zürich «ein staatlich subventionierter und mit Monopolrechten versehener Akteur in den privatwirtschaftlichen Markt eingreift.» Das wäre «höchst problematisch», sagen die Konsortiums-Vertreter.
Die Kantonsapotheke schrieb in den letzten Jahren Verluste, welche die Steuerzahler decken mussten. Auch künftig müsste der Kanton als Eigentümer des USZ diese Verluste decken. «Es entstünde also ein vom Staat subventionierter Mitbewerber in der Pharmabranche, der mit weitreichenden Monopolrechten ausgestattet ist», befürchtet das Konsortium.

Kaum mehr Kantonsapotheken in der Schweiz

In der Schweiz ist es unüblich, dass private Unternehmen eine Kantonsapotheke führen. Die meisten Kantonsapotheken sind mittlerweile zu Instituten für Spitalpharmazie geworden und gehören zu den jeweiligen Kantons- oder Universitätsspitälern. So etwa im Thurgau, in Graubünden, Basel und in Bern. Der Zürcher Kantonsrat plant dasselbe Vorgehen.
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