Zürcher Spitäler: Wo die Fallkosten klar stiegen – und wo sie sanken

Die Kosten der stationären Spitalbehandlungen sind im Kanton Zürich insgesamt stabil geblieben. Allerdings: Die Entwicklung verlief sehr unterschiedlich.

, 15. Juli 2016 um 08:39
image
  • zürich
  • spital
  • kostenwachstum
Der Kanton Zürich veröffentlicht jährlich einen Kostenvergleich der stationären Spitalbehandlungen. Dabei werden die Akutspitäler nach einer einheitlichen Methodik verglichen. Der neue Fallkostenvergleich erfasst 17 Spitäler, die im letzten Jahr mindestens 200 akutsomatische Patienten behandelt haben.
Heraus kam: Bereinigt nach Schweregrad blieben die Fallkosten der erfassten Spitäler im Durchschnitt konstant. Die Veränderung gegenüber dem Vorjahr betrug weniger als +0,3 Prozent.
Klar wird aber auch: Seit dem Start der neuen Spitalfinanzierung 2012 haben sich die Kosten je Spital sehr unterschiedlich entwickelt. Teils gab es deutliche Steigerungen, teils klare Senkungen. 
image
Veränderung der Fallkosten in Zürcher Spitälern, 2012–2015 (Quelle/Grafik: GD Kt. ZH)
Zu den Zürcher Spitälern, welche die Fallkosten seit 2012 deutlich reduzierten, gehört einerseits das Paracelsus-Spital, also ein eher kleines Haus, doch andererseits auch das See-Spital mit den Standorten Horgen und Kilchberg. Der Anstieg wiederum war am drastischsten in den Spitälern von Uster, Schlieren und Bülach, im Kantonsspital Winterthur sowie insbesondere bei der Schulthess-Klinik.
Allerdings erklären sich diese Veränderungen teilweise aus Änderungen im SwissDRG-System, oder aber aus Veränderungen in der Patientenstruktur der Spitäler, schreibt die Zürcher Gesundheitsdirektion in der Mitteilung dazu. Mit anderen Worten: Da lassen sich nur begrenzt Aussagen zur Entwicklung der Wirtschaftlichkeit machen.
Dennoch erkennt die Gesundheitsdirektion in den neuen Fallkosten-Daten eine Legitimation des jüngsten Tarifabschlusses: Dieser sei angesichts der stabilen Entwicklung des letzten Jahres «nachvollziehbar», so die Gesundheitsdirektion.

In der Mitte – oder zu tief?

Bekanntlich einigten sich die Zürcher Spitäler und die Versicherer im März auf einen Tarif von 9'650 Franken für Spitäler mit Notfallstation sowie 9'450 Franken für Spitäler ohne Notfall; die Vereinbarung soll bis 2018 gelten. Der Satz von 9'650 Franken liege in der Mitte der Spannbreite der Kosten der einzelnen Spitäler, wie sie im neuen Fallkostenvergleich ausgewiesen werden, stellt nun die Gesundheitsdirektion fest.
image
Fallkostenvergleich Kanton Zürich 2015, Vollkosten inkl. Investitionskosten (Grafik: GD Kt. ZH)
Anders wird die Sache allerdings auf der Gegenseite gedeutet. Der Verband Zürcher Krankenhäuser VZK, der damals den Tarifabschluss eher zähneknirschend akzeptierte, sieht sich darin bestätigt, dass der Massstab allzu streng sei. Denn der Fallkostenvergleich 2015 zeige, dass mit der damaligen Basisfallpauschale von 9'540 Franken lediglich 5 der 17 erfassten Spitäler kostendeckend arbeiten konnten. Vor allem: Damit seien lediglich 16 Prozent der behandelten Patienten abgedeckt worden.
Die durchschnittliche Fallschwere aller Zürcher Spitäler liege klar über dem Schweizer Schnitt, so der VZK: «Dies unterstreicht die wichtige Rolle der Zürcher Spitäler in der Behandlung von komplexen Fällen.» Um gleich lange Spiesse zu erhalten, sei ein nationaler Benchmark nötig.
«Die Spitäler verbessern laufend die Prozessqualität und koordinieren ihre Leistungen», sagt der Geschäftsleiter des Verbands Zürcher Krankenhäuser, Daniel Kalberer. «Zusammen mit der Politik wollen wir den Mitteleinsatz optimieren. Dazu gehört ein gut funktionierendes Benchmarksystem auf nationaler Ebene.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Zürich hat einen neuen Kantonsapotheker

Simon Kleeb wird neuer Chef der Heilmittelkontrolle und Kantonsapotheker. Derzeit ist er noch am Inselspital tätig.

image

Spital Bülach: Mehr Patienten, mehr Gewinn

Mit einem Gewinn-Plus von 17 Prozent zeigt sich das Regionalspital 2024 gestärkt. Weniger Ausgaben für Temporärpersonal trugen zur Entwicklung bei.

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

image

Zürcher Kantonsspitäler: Verbände fordern Nachbesserung

Mit einer Unterschriftensammlung fordern VPOD, SBK und Physioswiss, dass USZ, KSW, PUK und IPW noch einen Teuerungsausgleich gewähren, der den Namen verdient.

image

Bewilligungen: Auch Kanton Zürich hat eine neue Lösung

Eine «Berufsausübungsbewilligung für alle» ist nicht nötig, befand ein Rechtsgutachten.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.