Verschwendung von Krebsmedikamenten

Weil die Volumen der Fläschchen nicht zu den üblichen Dosierungen passen, werden Medikamente in Milliardenhöhe weggeworfen. Besonders betroffen ist das Roche-Krebsmittel Avastin.

, 2. März 2016 um 06:00
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Gesellt sich zum Food-Waste nun noch der Drug-Waste? Aus den USA kommen Zahlen, die auf eine enorme Höhe verschwendeter Medikamente hinweisen. Dabei untersuchte Peter Bach vom Center for Health Policy and Outcomes am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York lediglich die Krebsmedikamente. Doch die Berechnungen, die im Fachmagazin BMJ veröffentlicht wurden, haben es in sich. 

Ein Zehntel wird weggeworfen

Untersucht wurden die 20 meistverkauften Krebsmittel in den USA mit Verkäufen von 18 Milliarden Dollar auf dem amerikanischen Markt. Nach Bachs Berechnungen werden davon zehn Prozent in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar weggeworfen. So viel zahlen US-Versicherer mithin für Krebsmedikamente, die gar nie eingesetzt werden. 
Der Grund dafür ist, dass die Pharmakonzerne Infusionen in Fläschchen mit Einzeldosis (single dose vials) produzieren, die nicht auf durchschnittliche Behandlungen abgestimmt sind. Krebsmedikamente werden generell anhand der Körpergrösse und dem Körpergewicht dosiert. Ist eine Dosierung tiefer als der Inhalt des Fläschchens, wird der Rest in der Regel aus Sicherheitsgründen entsorgt. 

Schaden bei Avastin: 285 Millionen Dollar

Zu den mit Abstand am meisten verwendeten - und verschwendeten - Krebsmitteln gehört laut den Verfassern das Roche-Krebsmittel Avastin. Es ist seit 2004 in den USA zugelassen und mit jährlichen Verkäufen von 6,7 Milliarden Franken bekanntlich einer der Blockbuster des Schweizer Pharmakonzerns.
Pro Kilogramm Körpergewicht werden gemäss Studie 5 Milligramm bemessen; bei einem durchschnittlichen Körpergewicht pro Patient von 70 Kilogramm beträgt die durchschnittliche Dosierung demnach 350 Milligramm. Da Fläschchen nur in Grössen zu 100 und 400 Milligramm verfügbar sind, bleiben häufig 50 Milligramm übrig - wertvolle Wirkstoffe, die im Spitalabfall landen. Bach schätzt den Schaden für die Versicherer auf 285 Millionen Dollar. 

Fläschchengrössen anpassen

Obschon die Studie auf Krebsmedikamente fokussiert, wird betont, dass sich die Diskrepanz zwischen Packungsgrösse und üblicher Dosierung nicht auf dieses Therapiegebiet beschränkt. Erwähnt werden speziell Asthmamittel. 
Die Zahlen wurden für die USA erhoben, weil die Behörden im Gegensatz etwa zu westeuropäischen Ländern wenig Einfluss auf das Pricing von Medikamenten haben und Ärzte und Spitäler von überschüssigen Medikamenten offenbar stark profitieren. Inwieweit sich die Berechnungen auf Europa oder die Schweiz übertragen lassen, müsste untersucht werden. 
Peter Bach fordert jedenfalls ein Ende der widersprüchlichen Regulierung in den USA, die es der Pharmaindustrie erlaube, durch die Produktion von unsinnigen Packungsgrössen ihre Gewinne hochzufahren. Er fordert auch die Pharmaproduzenten auf, die Volumen den Bedürfnissen anzupassen. 
(Bild: Wikimedia Commons)
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