Das jüngste Beispiel kommt aus dem Jura: In der dortigen Kantonsspitalgruppe Hôpital du Jura werden bei den Salären nächstes Jahr 1,2 Millionen Franken eingespart. Und zwar wird diese Summe bei den Gratifikationen gestrichen.
Entweder – oder
Bei den Verhandlungen standen eigentlich nur zwei Varianten zur Auswahl – entweder die nun beschlossene Streichung, oder aber das Hôpital du Jura würde nächstes Jahr die negative Teuerung weitergeben, was zu einer nominalen Lohnsenkung von 1,2 Prozent geführt hätte.
Die Gewerkschaften favorisierten den Schnitt bei den Gratifikationen, weil die tieferen Lohnklassen dabei weniger in Mitleidenschaft gezogen werden.
In Genf vorgemacht
Bereits im Frühjahr hatten
acht Genfer Privatkliniken beschlossen, die Löhne wegen der Negativteuerung – also der allgemein sinkenden Preise – nach unten zu korrigieren. Betroffen von der Sparmassnahme waren alle künftigen Mitarbeitenden und solche, die ab Januar 2016 angestellt wurden. Das Spital Wallis hatte derartige Anpassungen zu
Jahresbeginn ebenfalls geprüft, aber verworfen. «Bei einer ähnlichen Konjunkturlage lässt sich ein solches Vorgehen in den nächsten Jahren aber nicht weiter anwenden», hiess es aber in der damaligen Mitteilung.
Das Hôpital du Jura hatte im letzten Jahr einen Reingewinn von 3,8 Millionen Franken erzielt. Spitaldirektor Kristian Schneider erklärte den Zwang zur Millioneneinsparung im
«Quotidien du Jura» (Print) damit, dass der Kanton die Subventionen drastisch kürzt, nämlich um 2 Millionen Franken in diesem und nochmals 2 Millionen im nächsten Jahr.
«Resigné et en colère»
Die Zustimmung zum 1,2-Millionen-Schnitt komme von einem Personal «résigné et en colère», schrieb die beteiligte Gewerkschaft VPOD in ihrer Stellungnahme: Unter den Mitarbeitern herrsche der Eindruck, dass ihre Arbeit nicht anerkannt werde und dass die Direktion stetig mehr verlange, aber immer weniger zugestehe.
Die jurassische Kantonsspital-Gruppe beschäftigt an vier Standorten in Delémont, Porrentruy und Saignelégier rund 1'500 Personen.