Die private Spitex hat gegenüber der öffentlichen steuerliche Nachteile

Wo werden öffentliche und private Spitex-Organisationen gleich und wo ungleich behandelt? Die Antwort steht in einem eben publizierten Bericht des Bundesrats.

, 14. Mai 2021 um 09:32
image
  • spitex
  • bundesamt für gesundheit
Wie verhält es sich mit der rechtlichen Gleichstellung der öffentlichen und privaten Spitex? Dies wollte die Sozial- und Gesundheitskommission (SGK) des Nationalrats wissen. Sie reichte deshalb Ende 2016 ein Postulat ein. Der Bundesrat wird damit beauftragt, in einem Bericht darzulegen, inwiefern private und öffentliche Spitex-Organisationen beziehungsweise ihre Kundinnen und Kunden nicht gleichgestellt sind. In der Frühjahrssession 2017  wurde das Postulat entgegen der Empfehlung des Bundesrats überwiesen. 
Der Bericht ist dieser Tage publiziert worden. Die Autoren kommen zum Schluss, dass bei der Zulassung von Leistungserbringern und bei den Qualitätsanforderungen die Gleichbehandlung gewährleistet sei. Das gelte auch für die Anstellungsbedingungen sowie die Aus- und Weiterbildung der Angestellten.

Andere Kantone, andere Restfinanzierung

Eine potenzielle Ungleichbehandlung besteht offenbar bei der Finanzierung von Pflegeleistungen bei Krankheit. «Der Grund liegt darin, dass die Restfinanzierung der Leistungen durch die Kantone geregelt wird, welche diese unterschiedlich umsetzen», schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einem Communiqué. Diese Situation sei vom Bund erkannt.
Ungleichbehandlungen gibt es laut dem Bericht ebenfalls bei der Mehrwertsteuer und der direkten Steuer. Der Bundesrat kommt jedoch zum Schluss, dass aufgrund der unterschiedlichen Zweckbestimmungen der jeweiligen Organisationen eine differenzierte steuerliche Behandlung gerechtfertigt sei.

Die einen zahlen Mehrwertsteuer; die andern nicht

Die Ungleichbehandlung bei der Mehrwertsteuer ist freilich schon längst bekannt. Im Gegensatz zur öffentlichen Spitex sind die Leistungen der Haushalthilfe und der Betreuung bei der privaten Spitex mehrwertsteuerpflichtig. Dafür kann die private Spitex gewinnorientiert arbeiten und hat häufig keinen Versorgungsauftrag. Auf der anderen Seite werden öffentlich-rechtliche Spitex-Organisationen in vielen Kantonen und Gemeinden subventioniert und profitieren von einer Defizitgarantie.
All dies mag mit ein Grund gewesen sein, weshalb der Bundesrat das Postulat zur Ablehnung empfohlen hatte. Zudem wies Sozialminister Alain Berset in der Ratsdebatte vom Frühjahr 2017  darauf hin, dass die Organisation der Spitex Sache der Kantone und Gemeinden sei. Der Bund habe hier nur sehr beschränkte Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen.

Einheitliche Finanzierung - Monismus

Wie nun dem Bericht weiter zu entnehmen ist, steht für den Bundesrat eine Integration der Pflegeleistungen in eine einheitliche Finanzierung im Vordergrund. Weil die Restfinanzierung durch die Kantone entfällt, müsste insbesondere die Tarifierung neu geregelt werden.
Was die einheitliche Finanzierung der Pflegeleistungen betrifft, sei hier daran erinnert, dass diese Frage derzeit im Bundesparlament diskutiert wird. Und zwar im Rahmen der parlamentarischen Initiative «Finanzierung der Gesundheitsleistungen aus einer Hand. Einführung des Monismus».
Der Nationalrat hat in der Herbstsession einen Entwurf für eine einheitliche Finanzierung ohne Pflegeleistungen verabschiedet. Derzeit berät aber die Gesundheitskommission des Ständerats, ob und wie die Pflegeleistungen in eine allfällige einheitliche Finanzierung der ambulanten und stationären Leistungen miteinbezogen werden sollen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spitex St.Gallen: Wechsel an der Spitze

Daniel Schwarzenbach ist neuer Geschäftsführer der Spitex St.Gallen. Zuvor war er in gleicher Funktion im Kanton Aargau tätig.

image

Digitales Portal setzt neue Massstäbe im Strahlenschutz

Neu haben Bewilligungsinhaber aus Medizin in der Schweiz direkten Zugriff auf ihre Daten. Hinzu kommt eine Datenbank mit mehreren tausend Strahlenschutzexperten.

image

Long Covid: Nun hat auch die Schweiz Leitlinien

Wer an Post-Covid-19 erkrankt, soll rasch eine Diagnose erhalten. Einheitliche Behandlungsempfehlungen für Grundversorger sollen dabei helfen.

image

Bundesamt wirft Spitex «Falschbehauptungen» vor

Weil die Spitex-Verbände 30 Franken pro Stunde mehr wollen für die Pflege von schwerkranken Kindern, gibt es nun heftigen Streit.

image

Private Spitex erhält gleich langen Spiess - zumindest in einem Bereich

Gewinnorientierte Spitex-Organisationen werden für Betreuungs- und Hauswirtschaftsleistungen von der Mehrwertsteuer befreit.

image

Covid-Tests: So haben einige Ärzte das grosse Geld gemacht

Durch die Weitergabe der Zahlstellenregister-Nummer oder durch hochautomatisierte Verfahren konnten Leistungserbringer bei Covid-19-Tests überdurchschnittliche Renditen erzielen – auf Kosten der Steuerzahlenden.

Vom gleichen Autor

image

Zu Besuch bei Viktor-Gewinnerin Chantal Britt

Seit vier Jahren leidet die Präsidentin von Long-Covid-Schweiz unter postviralen Beschwerden. Was sie am meisten stört: Dass die Krankheit nicht ernsthaft erforscht wird.

image

Pflegeheim: Welcher Wohnsitz gilt?

Der Nationalrat will, dass Bewohner eines Pflegeheims beim Heimeintritt wählen können, ob sie den Steuersitz verlegen oder den alten behalten können.

image

«Die Tarifpartnerschaft ist nicht ebenbürtig»

Der umstrittene Tarifeingriff in der Physiobranche ist noch nicht in Kraft. Lange will die Gesundheitsministerin aber nicht mehr warten.