Fast jedes zehnte Neugeborene in der Schweiz ist eine Frühgeburt. Für die jungen Mütter und Väter bedeutet das: Jeden Tag ein erneuter Trennungsschmerz.
Dagegen hilft ein virtueller Besuch am Babybettchen. Wie das funktioniert? Die Eltern erhalten einen Benutzernamen und ein geheimes Passwort. Eine kleine Kamera über dem Bettchen liefert live Babybilder ins elterliche Zuhause – rund um die Uhr.
Pflegepersonal sorgt sich um Datenschutz
Hans Proquitté, Chefarzt für Neugeborenenmedizin im Uniklinikum Jena,
sieht darin vor allem psychologische Vorteile: «Das grösste Problem ist, dass die Mütter nicht glauben, dass es ihrem Kind gut geht. Sie wollen das möglichst oft sehen».
Das sind die medizinischen Vorteile
Die Kamera leistet so einen Beitrag zum «Bonding» zwischen den Eltern und ihrem Kind. Und nicht nur das: Es gibt auch medizinische Vorteile. «Die Möglichkeit für die Mutter, ihr Kind beim Abpumpen sehen zu können, kann die Milchproduktion in der Brust steigern», sagt Chefarzt Proquitté.
Vorreiter: Charité in Berlin
Umfragen in den USA ergaben ausserdem, dass eine Mehrheit der Eltern solch ein Webcam-System verwenden würde, wenn es denn zur Verfügung stünde.
Heute bieten die Dienstleistung nebst dem Marien-Hospital in Witten oder der Berliner
Charité die Kinderklinik Passau, das Krankenhaus Hamburg-Barmbeck, die Neonatologie-Klinik in
Innsbruck oder seit kurzem das
Gelnhäuser Perinatalzentrum.
Diese Projekte laufen in der Schweiz
In der Schweiz ist man davon noch weit entfernt. Eine Umfrage von
Medinside an grösseren Perinatalzentren in der Deutschschweiz zeigt: Das
Zürcher Unispital (USZ), das Berner
Inselspital sowie das
Kantonsspital Aarau (KSA) setzen derzeit keine solchen Webcams in der Neonatologie ein.