Waren die 20 Jahre Rauch-Prävention in den Schulen vergeblich?

Es ist absurd: Mit viel Aufwand versucht die Tabakprävention, Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. Gleichzeitig bewirbt die Tabakindustrie E-Zigaretten als «Alternativlösung zum herkömmlichen Rauchen».

, 20. November 2019 um 09:40
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Eine Million Schülerinnen und Schüler hat die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention in den letzten 20 Jahren für ein Leben ohne Rauchen zu begeistern versucht. Mit Erfolg. Der Schulklassenwettbewerb «Experiment Nichtrauchen» ist eine der ältesten Präventionskampagnen in der Schweiz. Doch nun droht eine Trendwende: Die Zigaretten-Industrie wirbt für ihre E-Zigaretten als gute Alternative zum Rauchen – und hat nun ebenfalls Erfolg bei den Jugendlichen.

17 Prozent der 15-Jährigen rauchen E-Zigaretten

In einer grossen Schülerinnen- und Schülerbefragung im letzten Jahr gaben 17 Prozent der 15-Jährigen an, innerhalb des letzten Monats E-Zigaretten konsumiert zu haben. «Experiment Nichtrauchen» hat auf die alarmierenden Zahlen bereits reagiert. Für die Schulen gibt es Merkblätter und Unterrichtshilfen, die auf E-Zigaretten eingehen.

Tabakindustrie schiebt Schuld an Todesfällen ab

In den letzten Monaten wurde ausserdem bekannt, dass in den USA zahlreiche Menschen nach dem Inhalieren von E-Zigaretten krank geworden oder gestorben sind. Doch die Tabakindustrie versucht nun, schnell Gegensteuer zur Negativ-Propaganda zu geben. British American Tobacco teilt mit, dass «eine missbräuchliche Nutzung dieser neuen Form des Nikotinkonsums» schuld an den Fällen sei. Die Betroffenen hätten die Geräte selber mit gefährlichen Substanzen befüllt. E-Zigaretten seien also nicht prinzipiell gefährlich.

Prävention bisher nur bei normalen Zigaretten wirksam

Sie sind trotzdem schädlich, will die Tabak-Prävention an den Schulen vermitteln. Ob sie die Jugendlichen damit tatsächlich vom regelmässigen E-Zigaretten-Konsum abhalten kann, lässt sich noch nicht belegen. Bei den herkömmlichen Zigaretten war die Präventionskampagne wirksam: Die Glimmstängel haben deutlich an Attraktivität eingebüsst. 2006 rauchten noch 15 Prozent der 15-Jährigen regelmässig Zigaretten. Heute sind es 9 Prozent.

Belohnung für Schulen, die teilnehmen

Schulklassen, die am «Experiment Nichtrauchen» teilnehmen, setzen sich während sechs Monaten im Unterricht mit dem Tabakkonsum und seinen Folgen auseinander. Ebenso verpflichten sie sich, während der Projektdauer keine Zigaretten oder andere Nikotinprodukte zu konsumieren. Als Belohnung werden hundert Reisegutscheine der SBB unter den teilnehmenden Klassen verlost.
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