Diese Krankenversicherer leisten Wahlspenden

Vereinzelt unterstützen Schweizer Krankenversicherer Kandidierende finanziell bei den kommenden Neuwahlen im Herbst.

, 18. September 2019 um 06:51
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Der Krankenversicherer Groupe Mutuel unterstützt 15 Kandidaten der eidgenössischen Wahlen im Oktober – mit bis zu 2'000 Franken. Dies bestätigte VR-Präsidentin Karin Perraudin gegenüber dem französischsprachigen Sender «RTS». Einzige Bedingung: Diese sollen sich für ein «liberales Versicherungssystem» einsetzen.
Der Waadtländer SP-Fraktionschef Roger Nordmann wollte daraufhin auf der Kurznachrichten-Plattform Twitter die Namen dieser Begünstigten wissen. Eine Antwort blieb aber aus. Klar ist nur: Der Krankenversicherer aus Martigny habe auf Anfragen reagiert und diese nach Wahlchance und Prioritätenliste analysiert.

Nationalrat arbeitet bei Helsana

Eine solche finanzielle Unterstützung der Krankenversicherer ist aber die Ausnahme, wie eine stichprobenartige Kurzumfrage unter den Kassen zeigt: CSS, Swica, Concordia, Sympany oder Atupri leisten keine finanziellen Beiträge für Kandidaten oder Parteien. 
Auch Helsana unterstütze Parlamentarier weder finanziell noch habe sie etwaige Mandate an sie vergeben, heisst es auf Anfrage. Als einziger Politiker arbeite Nationalrat Martin Candinas in einem Teilzeitpensum bei Helsana. Die Gesundheitspolitik zähle aber nicht zu seinen Kernthemen im Parlament, schreibt die Krankenkasse weiter. Und Helsana habe diesbezüglich auch keinerlei Erwartungshaltung.

Sanitas unterstützt Mitarbeiterin

Die grosse Krankenkasse Sanitas hingegen unterstützt eine einzelne Kandidatur. In einem moderaten Rahmen im vierstelligen Bereich, teilt der Versicherer gegenüber Medinside mit. Und zwar für eine Sanitas-Mitarbeiterin, die sich für das Gesundheitswesen engagiere. Dabei handelt es sich um Riccarda Schaller, Leiterin Public Affairs, die für die Grünliberale Partei im Kanton Luzern als Nationalrätin antreten wird.
Auch Visana begrüsst es, wenn sich Mitarbeitende politisch engagieren und damit zur Aufrechterhaltung unseres Schweizer Milizsystems beitragen. Kandidierende «aus den eigenen Reihen» können für ihren Wahlkampf – und nur für diesen – eine finanzielle Unterstützung beantragen, schreibt der Versicherer auf Anfrage. Die Parteizugehörigkeit spiele dabei keine Rolle.

Assura hält sich zurück

Die Assura-Gruppe wiederum gibt keine Spenden an politische Parteien, Kandidaten oder Politiker. Sie bezahlt auch keine Parlamentarier und schlägt politischen Vertretern kein Mandat vor, teilt die Waadtländer Versicherungsgesellschaft mit. Und die Mitglieder des Verwaltungsrates oder der Geschäftsleitung üben kein politisches Mandat auf Bundes- oder Kantonsebene aus.
Ob auch weitere Schweizer Versicherer den Wahlkampf finanziell unterstützen, bleibt offen. Die Krankenkassen KPT zum Beispiel liess die Antwortfrist verstreichen und liess die entsprechende Anfrage innert nützlicher Frist unbeantwortet.
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