Verdächtiger Chirurg operiert wieder

Der vom Vorwurf der Scheinoperationen belastete Neurochirurg nimmt die Arbeit bei der Privatklinik Ars Medica wieder auf.

, 3. September 2019 um 10:00
image
  • spital
  • ars medica
  • swiss medical network
Es sind kaum zu glaubende Anschuldigungen: Ein Neurochirurg der Tessiner Swiss Medical Network-Klinik Ars Medica steht im Verdacht, fiktive Operationen durchgeführt zu haben. Auch Medinside berichtete über die schwerwiegenden Vorwürfe gegen den Arzt.
Die Privatklinik in Gravesano hat vorsorglich die operativen Tätigkeiten des Arztes bis zur Aufklärung des Sachverhalts vorübergehend ausgesetzt. Nun ermächtigt die Klinik den Arzt, seine chirurgische Tätigkeit unverzüglich wieder aufzunehmen, wie Ars Medica mitteilt. 

Aufsichtsbehörde prüft weiter

Laut der Klinik bekräftigen interne Audits und zahlreiche Befragungen, dass die Eingriffe tatsächlich durchgeführt wurden. Was bisher aus den strafrechtlichen Ermittlungen hervorgegangen sei, bestätige die Gültigkeit der internen Kontrollverfahren für die von der Klinik durchgeführten Betriebsabläufe, schreibt das Spital.
Gleichzeitig erinnert Ars Medica daran, dass es nicht Sache der Klinik sei, gegen den betroffenen Chirurgen vorzugehen. Dies liege gegebenenfalls in der Hand des Tessiner Kantonsarztes und der kantonalen Aufsichtsbehörde. Diese hätten Zugang zu allen Dokumenten. 

«Lügen wäre unmöglich gewesen»

In einem Brief hatte der Kantonsarzt den «starken Verdacht» geäussert, dass eine für eine Patientin notwendige Foraminotomie-OP gar nie durchgeführt worden wäre. Im Schreiben wurde zudem auf eine «mögliche Gefahr für die öffentliche Gesundheit» hingewiesen. 
Der betroffene Neurochirurg selbst gibt vor, unschuldig zu sein und bestreitet alle Vorwürfe. Schliesslich sei er im OP-Saal ja nicht allein gewesen, verteidigt ihn seine Anwältin Marina Pietra Ponti. Lügen wäre unmöglich gewesen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.