Uwe E. Jocham will die Insel in der Spitze der weltbesten Universitätsspitäler positionieren

Der neue starke Mann der Insel-Gruppe sprach über sein Doppelmandat, die Spitzenmedizin in Bern, weshalb er Direktionspräsident und nicht CEO genannt werden will – und warum ihm der Mittelbuchstabe E. im Namen wichtig ist.

, 8. Februar 2018 um 22:50
image
  • spital
  • uwe e. jocham
  • insel gruppe
«Herr Jocham, bleibt es Ihr Anspruch, ein Doppelmandat zu haben?» Das fragte die «Berner Zeitung» den neuen starken Mann der Insel-Gruppe in einem Interview.
«Ich werde mein Amt als Verwaltungsratspräsident in neue Hände geben, sobald das möglich ist», antwortet Uwe E. Jocham. 
Jedoch würde er tatsächlich gerne einen Sitz als einfacher Verwaltungsrat behalten, sofern der Regierungsrat das unterstütze.

Bisher nur als Gast dabei

Wenn der CEO im Verwaltungsrat sei, bringe dies einen wesentlichen Vorteil. Dass der CEO, wie bisher in der Insel Gruppe üblich, an den VR-Sitzungen zwar als Gast dabei ist, aber kein Stimmrecht besitzt,  habe «etwas Trennendes», so Jocham. 
Der CEO, der bei der Entwicklung des Unternehmens eine zentrale Rolle spiele, dürfe nur beraten. «Meine Erfahrung mit meinen Doppelmandaten bei CSL Behring zeigt, dass eine Einbindung des operativen Chefs in den Verwaltungsrat sehr konstruktiv ist.»

«Ich habe nie ein Doppelmandat gefordert»

Jocham betont aber, nie ein Doppelmandat gefordert zu haben. Und den Vorwurf, eine Doppelfunktion des Geldes wegen anzustreben, weist er weit von sich: Er werde so oder so weniger verdienen als bei CSL. «Es stimmt auch nicht, dass ich 750 000 Franken verlangt habe.»
Der zum Abgang verknurrte Holger Baumann – auch er ein Deutscher – erhielt als CEO rund 500'000 Franken. Wie viel Jocham verdienen werde, weiss er noch nicht, da er noch keinen Vertrag hat. Er gehe davon aus, dass es gleich viel sein wird wie beim Vorgänger.

Mehr Schweizer als Deutscher

Hingegen weiss Jocham, dass es in Bern nicht gerne gesehen wird, wenn ein Kopf über die anderen herausragt. «Ich höre von Freunden sehr häufig, dass ich mehr Schweizer bin als mancher Schweizer», meint der Wahlberner. «Mein Herz schlägt bernisch und ich setze mich für meine neue Heimat auf unterschiedlichsten Ebenen ein.».
Zur Frage der Spitzenmedizin und der Positionierung gegenüber dem Unispital Zürich USZ und dem Unispital Lausanne CHUV erklärt der neue CEO, dass im Wettbewerb um die besten Talente die Schweizer Unispitäler die besten sein und sich nicht durch unnötige Konkurrenzkämpfe schwächen sollten. «Wir wollen die Insel-Gruppe in der Spitze der weltbesten Universitätsspitäler positionieren, als Motor und Leuchtturm für die Gesundheitsversorgung der Schweiz insgesamt.»

Direktionspräsident statt CEO

A propos CEO: Jocham will Direktionspräsident und nicht CEO genannt werden. «Wir wollen mit der Umbenennung der Konzernleitung in Direktion signalisieren, dass wir nicht abgehoben sind. Wir sehen die Spitalgruppe nicht als einen Grosskonzern, sondern als Institution, die hier im Kanton Bern zuhause ist.» 
Wert legt Uwe E. Jocham hingegen auf seinen Mittelbuchstaben E. im Namen. «Ich heisse Uwe Erwin, benannt nach meinem Vater.» Das Verhältnis sei zwar schwierig gewesen, doch seinem Vater verdanke er seine heutige Position.» 
Als junger Mann habe er ich sich gefragt, wie er seinen Dank dafür ausdrücken könne, studieren zu dürfen. «Und da kam ich auf das E. Seither bestehe ich darauf.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

«Unangemessenes Verhalten»: Insel trennt sich von Klinikdirektor

Nach schwerwiegenden Vorwürfen zieht die Insel Gruppe Konsequenzen und entbindet einen Klinikdirektor mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

Vom gleichen Autor

image

Bürokratie in der Reha - Kritik am Bundesrat

Die Antwort der Regierung auf eine Interpellation zur Entlastung der Rehabilitation überzeugt kaum – Reformvorschläge bleiben vage, die Frustration wächst.

image

Das Kostenfolgemodell lässt auf sich warten

Der Ständerat überweist die Motion Wasserfallen an die zuständige Kommission. Man nennt dies Verzögerungstaktik.

image

«Die Angehörigenpflege darf nicht zu einem Geschäftsmodell werden»

Ambitionslos und verantwortungslos - die SP-Nationalrätin Ursula Zybach ist vom Bericht des Bundesrats enttäuscht.