Paradigmenwechsel: Mehrheit im Nationalrat will Tarmed abschaffen

Die grosse Kammer zeigt sich bereit, den Ärztetarif Tarmed durch einen je nach Tätigkeit differenzierten Stundentarif zu ersetzen.

, 18. Dezember 2017 um 05:00
image
  • tarmed
  • tarvision
  • ärzte
  • politik
Der Nationalrat Thomas de Courten fordert für Ärzte ein ähnliches Abrechnungssystem wie für Handwerker oder Anwälte. In einem Vorstoss will der Baselbieter SVP-Politiker, dass Mediziner ihre Arbeitsleistung nach einen Stundentarif abrechnen.
Der Vorteil eines neuen Systems mit Stundentarif wäre die Übersichtlichkeit und Nachvollziehbarkeit der in Rechnung gestellten Leistungen sowohl für die Patienten als auch für die Versicherer, schreibt de Courten in seinem Postulat. 
Massnahmen zur Senkung der Prämienlast in der obligatorischen Krankenversicherung. Abschaffung des Tarmed. De Courten Thomas, 17.3484 Postulat

Verbände sind geteilter Meinung

Der Nationalrat hat de Courtens Vorstoss mit 106 zu 72 Stimmen an den Bundesrat überwiesen. Begeistert von der Idee sind weder Gesundheitsminister Alain Berset noch die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH). Der Stundentarif sei «weder sachgerecht noch zielführend», sagt etwa Zentralvorstandsmitglied Urs Stoffel der «Luzerner Zeitung». 
Anders tönt es bei Santésuisse: Für Verena Nold sind für Vergütung ambulanter Arztleistungen innovative Überlegungen in alle Richtungen nötig. «Dazu gehört auch die Prüfung eines Stundentarifs», wird Nold in der LZ zitiert. Curafutura hingegen bedauert die vom Nationalrat gewünschte Einschränkung der Tarifierungsnormen. Direktor Pius Zängerle erwartet vom Bundesrat «ein klares Bekenntnis zum KVG und somit auch zum Tarifwettbewerb».
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Zürich: Fliegender Wechsel im Amt für Gesundheit

Jörg Gruber folgt auf Peter Indra, der sich «neuen Aufgaben zuwenden» möchte.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Es braucht mehr Wettbewerb bei den Laboranalysen

Ärztetarife werden ausgehandelt – aber bei den medizinischen Labors legt der Staat die Preise fest. Warum? Und vor allem: Wie lange noch?

image

Spitalplanung: Zusätzlicher Druck auf die Kantone

Die Kantone sollen nicht nur die Spitallisten koordinieren – sie sollen auch die Leistungsaufträge aufeinander abstimmen und gemeinsam erteilen.

image

«Vorstossinflation» zur Sicherung der Grundversorgung

Noch ehe die in Auftrag gegebenen Berichte vorliegen, verlangt das Parlament neue Bundesgesetze.

image

Freiburg: Radiologie-Techniker beklagen unfaires Vorgehen

Die Radiologiefachleute des Freiburger Spitals fechten ihre Lohneinstufung weiter an. Die Bewertungskommission sei ungerecht zusammengesetzt.

image

Parlament will Kinderpsychiatrie besser finanzieren

Mit grossem Mehr unterstützt das Parlament eine Motion, die so nicht umsetzbar ist.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.