Telemedizinboom nach Lockdown verpufft

Trotz Corona-Krise stagniert die Nachfrage nach Telmed-Modellen. Bei den Digital Natives nimmt sie sogar leicht ab, wie eine Comparis-Analyse zeigt.

, 2. November 2020 um 07:00
image
  • versicherer
  • telemedizin
  • comparis
Der Boom bei der Nutzung von Telmed-Angeboten während des Lockdowns setzt sich beim Krankenkassenwechsel 2021 nicht fort. Das geht aus einer Analyse des Vergleichsdienstes Comparis hervor. Analysiert wurden über 1,5 Millionen Krankenversicherungsvergleiche für die Jahre 2017 bis 2020.
Nur einer von fünf aus der Gruppe der über 25-Jährigen und der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 suchten nach Versicherungsprodukten mit einem medizinischen Callcenter als erste Anlaufstelle im Krankheitsfall.
image
Quelle: Comparis

Bei den Digital Natives noch nicht angekommen

Bei den Jungen nimmt die Nachfrage sogar leicht ab. «Digital Natives», das sind Personen bis 25 Jahren, suchten im Vergleich zur Vorjahresperiode sogar um 0,5 Prozentpunkte weniger nach Telmed-Modellen. Bei den Erwachsenen waren es minus 0,1 Prozentpunkte.
«Während der Corona-Krise haben eher ältere Menschen positive Erfahrungen mit telemedizinischer Beratung gemacht», sagt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly. Die Wirkung scheine nicht nachhaltig zu sein. Und dass Telemedizin mit Videokonsultationen weit mehr zu bieten habe als telefonische Beratung, sei offenbar bei den Digital Natives noch nicht angekommen, so Schneuwly weiter.

«Hausarzt-Modell profitiert vom guten Ruf der Hausärzte»

Hingegen legen die HMO- und Hausarztmodelle auf Kosten der Standard-Grundversicherung weiter zu, wie die Comparis-Analse ferner zeigt. Am beliebtesten bleibt auch 2021 das Hausarzt-Modell mit dem persönlichen Hausarzt bzw. der Hausärztin als Erstkontakt für medizinische Probleme. Über ein Drittel der Suchanfragen von Erwachsenen und jungen Erwachsenen betreffen solche Produkte. Das Hausarzt-Modell profitiert laut Felix Schneuwly vom guten Ruf der Hausärzte. 
Die Comparis-Analyse zeigt darüber hinaus, dass der Trend zur Maximalfranchise ungebrochen bleibt. Trotz Corona und der damit verbundenen erhöhten Wahrscheinlichkeit, medizinische Behandlungen zu beanspruchen, wählen mehr Nutzer bei der Suche nach einer günstigen Krankenkasse die Maximalfranchise als im Vorjahr.
image
Quelle: Comparis
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Thomas Boyer und die vier Hauptprobleme im Gesundheitswesen

Der Chef der Groupe Mutuel prüft den Austritt aus dem Kassenverband Santésuisse.

image

Viel Zustimmung für Kostenbremse im Gesundheitswesen

Bald kommt eine Initiative vors Volk, welche die Healthcare-Branche massiv betreffen könnte. Sie hat offenbar intakte Chancen.

image

Medgate: Der Tele-Hausarzt für jede und jeden

Die Medgate-Ärztinnen und -Ärzte sind rund um die Uhr an 365 Tagen für alle in der Schweiz versicherten Personen da. Das Ärzteteam berät und behandelt Patientinnen und Patienten bei allen medizinischen Fragen und Notfällen – rasch und kompetent.

image

Deutsches Bundesland führt flächendeckend Tele-Notärzte ein

Damit wird die Versorgung verdichtet, während zugleich weniger Notfall-Ärzte benötigt werden: Dies zeigte ein zweijähriges Pilotprojekt.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

«Das Problem ist die Bürokratie, welche die Kassen selber mitverursachen»

Der Kardiologe Michel Romanens kämpft seit Jahren gegen die WZW-Ermittlungs-Verfahren der Versicherer. Nun erhält er massive Unterstützung durch ein Bundesgerichts-Urteil. Was sind die Folgen?

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.