Krankenkassen bleiben nicht auf «rekordhohen Schulden» sitzen

Trotz Schlagzeilen über hohe Schulden bei den Krankenkassen: Die Versicherer merken wenig oder gar nichts.

, 30. Mai 2024 um 12:16
image
Schulden bei der Krankenkasse: Die Versicherer merken nicht viel davon. | Freepik
Die Krankenkassen-Schulden seien in der Schweiz auf Rekordhöhe: Das vermeldeten die Tamedia-Zeitungen und die NZZ. «Noch nie hatten Verschuldete in der Schweiz so hohe Ausstände bei den Versicherungen: 44 Millionen Franken allein im Jahr 2023», hiess es.

Nicht repräsentative Zahlen

Doch die Krankenkassen geben Entwarnung: Sie leiden nicht unter rekordhohen Zahlungsausständen. Denn die Zahlen sind nicht repräsentativ. Es handelt sich um die Statistik des Dachverbands Schuldenberatung Schweiz.
Sie betrifft nur jene rund 5500 Personen, die sich bei den Schuldenberatungsstellen gemeldet haben. Es ist üblich, dass Verschuldete als erstes Steuerrechnungen und als zweites die Rechnungen der Krankenkasse nicht mehr zahlen.

«Kein signifikanter Anstieg»

Bei den grossen Krankenkassen führt das allerdings nicht zu grossen Ausfällen. Die KPT verzeichnet «keinen signifikanten Anstieg von Prämienausständen».
Swica-Sprecher Oliver Steimann hat zwar keine aktuellen Zahlen über Prämienschulden, erklärt aber: «Wir versuchen wenn immer möglich, mit den Kundinnen und Kunden eine Lösung zu finden. Das können Ratenvereinbarungen oder Mahnsperren sein.»

«Analog zu den höheren Prämien»

Die Helsana verzeichnet zwar tatsächlich höhere Prämienausstände als in den Vorjahren. Doch Mediensprecher Urs Kilchenmann erklärt, dass diese analog zu den höheren Prämien wachsen. Ausserdem versucht die Helsana, Schulden zu verhindern.
«In Fällen von finanziellen Härten bemühen wir uns, gemeinsam mit den Versicherten Lösungen zu finden, die eine Schuldenbegleichung ermöglichen, ohne dabei deren wirtschaftliche Existenz zu gefährden», sagt Urs Kilchenmann.

Kanton übernimmt 85 Prozent der Schulden

Die Krankenversicherer profitieren ausserdem davon, dass die Kantone bei Schulden einspringen und den Kassen 85 Prozent der Forderungen für nichtbezahlte Versicherungsprämien zurückerstatten.
Bisher sind Schulden von Gesundheitskosten in der Schweiz noch kein gravierendes Problem. Der Anteil der Personen, die aus finanziellen Gründen nicht zum Arzt gehen, liegt in der Schweiz tief: Gemäss Statistik bei der Gesamtbevölkerung bei 0,5 Prozent und bei Armutsbetroffenen bei 1,1 Prozent.
  • Krankenversicherung
  • versicherer
  • Prämie
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Neue CEO für Atupri

Caroline Meli heisst die Nachfolgerin von Christof Zürcher.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Tarifkrise? Er macht sich das natürlich relativ einfach»

In unserer Video-Kolumne befragt Paul Bannister Experten aus der Branche zu aktuellen Fragen. Diesmal: Peter Hug, stellvertretender CEO von KPT.

image

Sanitas und Helsana gehen zu Curafutura zurück

Der Krankenkassenverband Curafutura wird wiederbelebt – zumindest vorübergehend. Zwei grosse Kassen treten wieder ein.

image
Gastbeitrag von Yvonne Feri

Patienten zwischen Hammer und Amboss

Im Gesundheitswesen brennt es primär bei den Kosten – so die allgemeine Wahrnehmung. Wenn das so weitergeht, brechen düstere Zeiten an für Menschen mit chronischen Krankheiten.

image

So soll der Direktor des neuen Krankenversicherungs-Verbands sein

Ideal wäre ein Ökonomie- oder Jus-Abschluss, denkbar ist auch ein 80-Prozent-Pensum.

image

Nun gibt es Bussen für Kassen, die nicht sauber werben

Krankenkassen, die gegen die Vermittlungsregeln verstossen, werden künftig bestraft: Sie müssen bis zu 100'000 Franken zahlen.

Vom gleichen Autor

image

Arzt & Co.: Das Kinderarzthaus wird erwachsen

Die neu gegründete Firma Arzt & Co. eröffnet eine erste Hausarztpraxis in Baden. Sie ist ein Schwesterunternehmen der Kinderarzthaus-Gruppe.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

EU-Rechnungsprüfer kritisieren Gesundheitshilfe in Afrika

Zu hohe Verwaltungskosten, zu wenig Medikamente, schlechte Ausrüstung: Das kritisiert der EU-Rechnungshof an den Gesundheitsprojekten in anderen Ländern.