Tarmed: FMH-Delegierte beschliessen den Neustart

Nun beginnt die praktische Umsetzung der Nachbesserungen am Tarif. Ziel: Eine Vorlage an den Bundesrat bis Mitte 2018.

, 27. Januar 2017 um 09:39
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Die Delegiertenversammlung der FMH hat am gestrigen Donnerstag dem Detailkonzept zum Tarifrevisionsprojekt «Tarco» zugestimmt. Mit diesem Entscheid kann die praktische Umsetzung der Nachbesserungen am Tarif starten, zusammen mit den Ärzteorganisationen. 
Ziel von «Tarco» ist es, eine weiterentwickelte Tarifstruktur vorzulegen, die innerhalb der Ärzteschaft mehrheitsfähig ist. Anschliessend wollen die Ärzte mit den Tarifpartnern einen Tarifvorschlag erarbeiten. Dieser soll dem Bundesrat bis Mitte 2018 eingereicht werden.

Aber ohne Normierung!

Bekanntlich hatten die Ärzte in der Urabstimmung vom Juni den vorgelegten Tarifvorschlag deutlich abgelehnt. Danach entwickelte das FMH-Departement «Ambulante Versorgung und Tarife» das Projekt «Tarco» («TarmedConsensus»), das im September von der Delegiertenversammlung grundsätzlich bewilligt wurde.
Allerdings war da schon klar, dass für die Ärzte im neuen Revisionspaket «kein Platz bleibt für eine Normierung (Kostenneutralität) – dies hat das deutliche Nein anlässlich der Urabstimmung unmissverständlich klar gemacht». So fasste es Urs Stoffel vom FMH-Zentralvorstand damals zusammen: «Die Normierung zerstört die Sachgerechtigkeit und Betriebswirtschaftlichkeit, welche gemäss den gesetzlichen Vorgaben der Tarifrevision zugrunde liegen muss.»

Zentrale Eckpunkte

Mit der gestrigen Genehmigung des Detailkonzept von «Tarco» kann nun die praktische Umsetzung der Nachbesserungen am Tarif beginnen, zusammen mit den Dach- und Fachgesellschaften.
Zentrale Eckpunkte von «Tarco» sind verbindliche Tarifierungsregeln für alle Beteiligten, die transparente Kommunikation zwischen diesen und die Definition von klaren Entscheidungsprozessen und -kompetenzen. Bis Ende 2017 will die FMH ihre internen Nachbesserungen abschliessen. 

  • «Neustart der Tarifrevision genehmigt»: Zur Mitteilung der FMH
Zudem genehmigte die Delegiertenversammlung den Vorschlag der Arbeitsgruppe Dignitäten, um zwei übergeordnete Problemstellungen zu lösen: die Abbildung der quantitativen Dignitäten und die Anwendung der Kriterien der qualitativen Dignitäten.

Revision – nicht punktuelle Eingriffe

Dies ist eine im «Tarco»-Grobkonzept definierte Voraussetzung, um die Umsetzung des Detailkonzeptes starten zu können.
Punktuelle Eingriffe in die bestehende Tarifstruktur – wie sie der Bundesrat ab 2018 vorzunehmen plant –, würden eine weitere Verzerrung der heutigen gültigen Tarifstruktur Tarmed bewirken, befürchtet die Ärzteorganisation: «Deshalb ist für die FMH eine unter Einbezug aller Ärzteorganisationen und Tarifpartner entwickelte Tarifrevision der einzig richtige Weg.»
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