Die Invalidenversicherung (IV) will den Kinderspitälern in der Schweiz nur noch jene Kosten erstatten, die bei einer Behandlung auf einer Allgemeinabteilung im nächstgelegenen Spital entstehen würden – also in einem Spital für Erwachsene.
Doch damit sind nicht alle einverstanden: Die Kindermedizin sei «betreuungsintensiver und daher teurer als die Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten», sagt Thomas Engesser dem
«St. Galler Tagblatt». Engesser ist Leiter Finanzen und ad interim Vorsitzender der Spitalleitung des
Ostschweizer Kinderspitals.Ungedeckte Kosten bei einer Frühgeburt
Die Folge dieser neuen IV-Tarife spüren die Kinderspitäler direkt in der Kasse. Ein Beispiel: Eine Frühgeburt führe rasch zu einem Spitalaufenthalt von hundert Tagen. Grob geschätzte Kosten: 250’000 Franken. Die derzeitige Entschädigung der Invalidenversicherung: 200’000 Franken.
Durch die tieferen Tarife dürften dem Ostschweizer Kinderspital laut dem «Tagblatt»-Bericht jährlich 1,2 Million Franken an ungedeckten Kosten entstehen. Ausfälle kompensieren die Trägerkantone.
Politik will Sparexempel stoppen
«Eine ungenügende Finanzierung durch die Invalidenversicherung führt mittelfristig zu einer Verschlechterung und Ausdünnung des Leistungsangebots und gefährdet den Versorgungsauftrag. Längerfristig gefährdet sie die Existenz der Kinderspitäler», ist Thomas Engesser überzeugt.
Inzwischen ist auch die Politik aktiv geworden. CVP-Kantonsrat und Urologe Thomas Warzinek habe einen Vorstoss zum Tarifstreit zwischen der IV und dem Ostschweizer Kinderspital eingereicht, heisst es im Bericht.