Im Jahr 2019 lagen die stationären Erlöse zwei Prozent höher als noch im Vorjahr. Dies geht aus der aktuellen
PWC-Spitalstudie hervor. Das sei «überraschend», schreiben die Studienautoren um Philip Sommer, Leiter Beratung Gesundheitswesen beim Prüf- und Beratungsunternehmen.
Erwartet wurde nämlich vor dem Hintergrund des Trends zur Ambulantisierung ein «Nullwachstum». Das historische stationäre Umsatzwachstum liegt zwischen zwei und drei Prozent.
«Ein Grund für das Wachstum ist unter anderem, dass viele Leistungserbringer in den Vorjahren die Ambulantisierung und die regulatorischen Eingriffe dazu vorweggenommen haben, wie Philip Sommer auf Anfrage erklärt. Seit Anfang 2019 gilt schweizweit die Bundesliste mit sechs Gruppen von ambulant durchzuführenden Eingriffen, die allerdings von einzelnen kantonalen Listen abweicht.
Wie in den Vorjahren haben die Umsatzzahlen der Akutspitäler auch 2019 zugelegt (Screenshot PwC).
Stagnation und weitergehende Verlagerung
Eine baldige Erweiterung der Liste ambulant durchzuführender Eingriffe ist aber wahrscheinlich, wie die Studienautoren weiter schreiben. Sie halten trotz Bevölkerungswachstums und demografischen Veränderungen an ihrer These fest: Die stationären Fallzahlen tendieren längerfristig seitwärts oder leicht rückläufig.
Als stärksten Katalysator sehen die PWC-Experten die Entwicklung sektoren- oder schnittstellenüberspannender Tarifsysteme wie ambulanter Pauschalen oder der diagnosebezogenen Fallgruppen von «Zero-Night-DRG». Ein Durchbruch mit anschliessender Umsetzung sei in den kommenden zwei bis vier Jahren zu erwarten, so die PWC-Gesundheitsexperten.
Ambulant vor stationär: Ziel erreicht?
Für das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) wurde 2019 das Ziel einer Verlagerung von sechs Gruppen von operativen Eingriffen vom stationären in den ambulanten Sektor erreicht.
Die ambulante Bundesliste habe zu einem Rückgang der stationär durchgeführten Operationen geführt. Zudem wurde bei diesen sechs Gruppen von Eingriffen eine Abnahme der Gesamtkosten festgestellt, wie aus einem
Monitoring des Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) hervorgeht.
Der Rückgang der Eingriffsraten fällt laut Monitoring 2019 zwischen 17 Prozent (Meniskektomie) und 48 Prozent (Hämorrhoiden) höher aus, als der Rückgang der Raten in den Jahren zuvor.