St.Galler Spitäler: Verlust nun über 100 Millionen Franken

Der Verlust der vier St.Galler Spitalverbunde verpasst das Budget um 60 Millionen Franken. Ins Gewicht fällt der Abschreiber für das Spital Wattwil.

, 15. März 2022 um 10:07
image
Die vier St.Galler Spitalverbunde schliessen das Geschäftsjahr 2021 mit einem Verlust von 102 Millionen Franken ab. Das sind 28 Millionen Franken mehr als noch im Vorjahr. Gegenüber dem Budget beträgt die Abweichung 60 Millionen Franken, wie die Spitalgruppe mitteilt.
Gesamthaft haben die Spitäler einen Umsatz von 1,35 Milliarden Franken erwirtschaftet. Dies entspricht einem Zuwachs von 69 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr. Über die ganze Spitalgruppe wurden im vergangenen Jahr stationär 0.8 Prozent mehr und ambulant 8.1 Prozent mehr Patientinnen und Patienten behandelt. 
image

Corona-Pandemie, Marktverluste und Tarifstruktur

Ins Gewicht fällt bei der Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT) der Abschreiber in Wattwil. Ohne die Wertberichtigung der Spitalimmobilie von knapp 52 Millionen wäre der Verlust 50,5 Millionen Franken. Die Eigenkapitalsituation bei der SRFT ist nun mit 1,4 Millionen Franken in den negativen Bereich gerutscht.
Die aktuelle finanzielle schwierige Situation zeige auf, dass die Aussichten von den Annahmen in der Strategie abweichen. Grund seien unter anderem frühere Transformations-Zeitpunkte, die Corona-Pandemie, Marktverluste aber auch Effekte in der Tarifstruktur sowie eine raschere Ambulantisierung.

2022 erneut ein Verlust erwartet

Die Spitalverantwortlichen bezeichnen das laufende Jahr als «Übergangsjahr». Sie rechnen für 2022 mit einem Verlust von 36,2 Millionen Franken über alle vier Spitalverbunde und einer erneut tiefen Ebitda-Marge von 2,4 Prozent. 
Die St.Galler Spitäler erfahren derzeit eine tiefgreifende Veränderung. Im Rahmen der neuen Spitalstrategie wurden bereits die Spitäler Rorschach und Flawil sowie der Standort Wattwil geschlossen. Die Spitalverbunde klären aktuell die Frage nach dem zukünftigen Management- und Integrationsmodell und der Unternehmensstruktur.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

«Spital Linth steht nicht zum Verkauf»

Es sei nichts dran am Gerücht, dass das Spital in Uznach verkauft werde, betonen die Verantwortlichen. Aber Gespräche mit Aevis-Victoria gebe es.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.