Spitalhygiene: Bewusster Einsatz von Kathetern verringert Infektionen

Im Kantonsspital Aargau (KSA) konnten Harnwegsinfektionen - und damit Kosten - markant gesenkt werden. Dies durch den restriktiven Einsatz von Blasenkathetern.

, 8. September 2015 um 08:55
image
Nicole Bartlomé ist Mitarbeiterin der Spitalhygiene des Kantonsspitals Aargau (KSA) und sorgt mit ihrer Masterarbeit in Public Health für Aufsehen. Darin wies sie nach, dass durch den restriktiven Gebrauch von Blasenkathetern Harnwegsinfektionen um 65 Prozent gesenkt werden können. Die Kosteneinsparungen werden auf jährlich 100'000 Franken geschätzt. 
9'000 Patienten des Kantonsspitals wurden geprüft und die fünf Prozent in die Studie eingeschlossen, die während des Spitalaufenthalts einen Blasenkatheter erhielten. «Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten in einem Spital erworbenen Infektionen», weiss Nicole Bartlomé aus Erfahrung, «80 Prozent werden durch den Einsatz von Blasenkathetern verursacht.»
Die Studie umfasste diese drei Kernelemente: 

  • Erarbeitung restriktiver Vorgaben für den Einsatz von Blasenkathetern
  • Ärzte übertragen mehr Verantwortung für das Katheter-Management auf die Pflege
  • Elektronische Erinnerungssystem.

Seit der Studie werden Blasenkatheter im Durchschnitt zwei Tage früher entfernt. Der Antibiotikabedarf konnte «erheblich» reduziert werden. 

Nun auch in der Chirurgie

Christoph Fux, Chefarzt für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital Aarau und Leiter der Studie, sieht «vor allem das Empowerment der Pflege und die Einführung des elektronischen Reminders hinterlegt im elektronischen Patientendossier als die wichtigsen Erfolgsfaktoren der Masterarbeit». Auch das Bewusstsein der Ärzte und Pflegenden am KSA für das Thema sei geschärft worden. Nun wird das Projekt auf den Bereich Chirurgie ausgedehnt. 
Die Resultate der Forschungsarbeit werden nun auf nationaler Ebene diskutiert. Nicole Bartlomé wirkt neu beim nationalen Projekt «Sicherheit bei Blasenkathetern» im Rahmen der Qualitätsstrategie des Bundes mit. 




Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

USZ: Neuer Bereichsleiter der stationären Pflege

Oliver Röpke übernimmt Anfang Juni 2025 die Leitung der stationären Pflege am Universitätsspital Zürich.

image

Förderung der Pflegeausbildung: Ein Vergleich der Kantone

Die Pflegeinitiative ist beschlossen – und bei der Umsetzung regiert der Föderalismus. Eine neue Übersicht zeigt, wie sich die Beiträge zur Ausbildung kantonal unterscheiden.

image

Pflege im Fokus: Zentralschweizer Spitäler starten Video-Kampagne

Die Spitäler der Zentralschweiz lancieren eine Video-Kampagne, in der Pflegende selbst Regie führen.

image

Was tun gegen die Personalnot? Mehr Macht für die Pflege.

In Frankreich werden die Kompetenzen der Pflegefachleute bald drastisch erweitert. Die Nationalversammlung hat ein entsprechendes Gesetz durchgewunken – einstimmig.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Covid: Eine Patentlösung für Pflegeheime gab es nicht

Die Pflegeheime standen in der Pandemie an vorderster Front. In Genf ging nun eine Studie der Frage nach: Was hätten sie besser machen können?

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.