So wollen die Spitäler sparen

Der Verband Zürcher Krankenhäuser fordert, dass die Krankenkassen künftig alle Leistungen vollumfänglich bezahlen. Auch sollen die Spitzensaläre bei den Ärzten sinken.

, 16. November 2018 um 09:11
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Die Krankenhäuser täten zu wenig, um Kosten zu senken, sagt Christian Schär, Präsident des Verbandes Zürcher Krankenhäuser (VZK). Die Spitäler wollten dies nun ändern, sagt er im Interview mit der NZZ. Auch die Politik und die Gesellschaft seien in der Pflicht; doch die Spitäler wollten vorausgehen. Deshalb hat der Spitalverband einen 10-Punkte-Plan erstellt (siehe unten). Man müsse Wege finden, wie man die Qualität halten und gleichzeitig die Kosten senken könnte. 
Der Zehnpunkteplan des VZK 
Patientinnen und Patienten eine bedürfnisgerechte, qualitativ hochstehende und sichere Gesundheitsversorgung ermöglicht,Patientinnen und Patienten befähigt, Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen (Prävention und Gesundheitskompetenz)Patientinnen und Patienten jederzeit den ungehinderten Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen sicherstellt,Gesundheitsdienstleister zu integrierten Versorgungsketten verknüpft,den Wettbewerb zwischen Gesundheitsdienstleistern fördert und Regulierung reduziert,Vergleichsmöglichkeiten zwischen Gesundheitsdienstleistern erleichtert,den Mitarbeitenden flexible Arbeitsmodelle und ein attraktives Arbeitsumfeld ermöglicht,den wirkungsvollen Einsatz von öffentlichen Geldern sicherstellt,medizinische Leistungen einheitlich entschädigt, unabhängig vom Leistungserbringer und vom Ort der Leistungserbringung,monistisch finanziert ist, Fehlanreize reduziert und damit stabile und faire Rahmenbedingungen schafft.
So wollen die Spitäler die Verlagerung in den ambulanten Bereich forcieren. Der NZZ sagt Präsident Schär, in Holland betrage der Anteil des ambulanten Bereichs 50 Prozent, in der Schweiz liege er derzeit erst bei 10 Prozent. Das Ziel müsse es sein, diesen in den kommenden fünf Jahren auf 25 Prozent zu erhöhen. Somit könnten 10 bis 20 Prozent der Bettenkapazität reduziert werden. Der Verband geht damit erneut auf Opposition zum Zürcher Regierungsrat, der eine Erhöhung der Bettenkapzität anstrebt, um damit den Wettbewerb anzukurbeln. 
Damit die Verlagerung gelinge, brauche es aber eine Änderung bei der Vergütung: Alle Leistungen müssten gleich abgegolten werden, sagt Schär. Er fordert, dass künftig alle Leistungen einheitlich und vollumfänglich über die Krankenkassen abgerechnet werden. Schär ist überzeugt, dass dann die ambulanten Tarife angehoben würden. Denn die Krankenkassen hätten ein Interesse, dass die Behandlungen in den - günstigeren - ambulanten Bereich verlagert würden. Derzeit würde der ambulante Tarif nur 84 Prozent der entstehenden Kosten decken. Es bestehe deshalb ein Anreiz, stationär zu behandeln.
Günstige Praxisassistenten, noch zu teure Ärzte
Gleichzeitig gebe es an manchen Spitälern aber auch strukturelle Probleme, die dafür sorgten, dass die ambulanten Leistungen intern zu hohe Kosten verursachten. Dass ambulante Zentren schon mit den aktuellen Tarmed-Tarifen kostendeckend arbeiteten, sei häufig der Tatsache geschuldet, dass diese Anbieter Behandlungen bevorzugten, die kosteneffizient seien. Spitäler müssten und wollten dagegen alles anbieten.
Schär sagt im Interview weiter, es werde künftig mengenmässig nicht weniger Personal brauchen. Im ambulanten Bereich seien aber etwa mehr Praxisassitentinnen tätig, die ein tieferes Lohnniveau haben. Das sorge für einen Spareffekt. Weiter verlangt Schär Änderungen bei den Ärztehonorierungen. Dass Ärzte Millionensaläre verdienen, finde sein Verband nicht in Ordnung. Mengenanabhängige Löhne setzen zudem falsche Anreize; Schär plädiert für Fixlöhne - allenfalls mit einer Prämie von 1 bis 5 Prozent des Fixsalärs.

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