So will die SVP gegen «Gefälligkeits»-Zeugnisse vorgehen

In Schlieren erachtet ein SVP-Gemeinderat die Arztzeugnisse für Sozialhilfe-Empfänger als unglaubwürdig – mit genügend «Chlönen» gebe es schon das gewünschte Attest.

, 15. August 2016 um 07:40
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Der SVP-Gemeinderat Hans Wiedmer will mit einem Postulat das möglichst frühe Hinzuziehen eines Vertrauensarztes in Schlieren prüfen. Wiedmer zufolge sind Arztzeugnisse für eine gänzliche Erwerbsunfähigkeit bei Sozialhilfeempfängern und Asylsuchenden in einigen Fällen nämlich nicht glaubwürdig oder zumindest zu hinterfragen, schreibt er laut der «az Limmattaler Zeitung».
Inspiriert zu seinem Vorstoss wurde der Politiker von der Sozialabteilung Schlieren: «Dort wiesen mich verschiedene Personen auf diesen Missstand hin», sagt er. Und aus eigener Erfahrung wisse er, dass man bei gewissen Ärzten mit genug «Chlönen» ein Zeugnis erhält.

Ärztegesellschaft: «Es gibt schwarze Schafe»

Der Zürcher Ärztegesellschaft sei durchaus bewusst, dass es unter den Ärzten auch schwarze Schafe gebe, die leichtfertig Patienten krankschreiben, sagt Josef Widler der Zeitung; Widler ist Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft und CVP-Kantonsrat. 
Mit der Idee, dass bei Verdachtsmomenten der Sozialabteilung ein Vertrauensarzt beigezogen werde, hat er grundsätzlich kein Problem. Doch der Vorstoss sei in einem Punkt ganz und gar nicht förderlich: «Sozialhilfeempfänger, Asylsuchende und Ärzte werden so unter einen Generalverdacht gestellt», sagt Widler. 

«Gefälligkeitsgutachten im Sinne der Sozialbehörden»

Christopher Meerwein, der Präsident des Ärztenetzwerks Zürich-West, kann der Idee eines Vertrauensarztes hingegen weniger abgewinnen. «Dies wäre sinnlos und kontraproduktiv, da die Vertrauensärzte dann unter Verdacht stünden, Gefälligkeitsgutachten im Sinne der Sozialbehörden zu erstellen», sagt der Arzt.
Grundsätzlich sollte es darum gehen, die Sozialhilfe-Empfänger mit positiven Anreizen wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, so Meerwein. «Hier dürfen Arztzeugnisse gar keine Rolle spielen, sonst dreht sich die Spirale einfach weiter.»
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