Ein Briefwechsel zwischen dem Belegarzt-Verein und dem Stiftungsrat des See-Spitals sorgt derzeit für Schlagzeilen. Im Schreiben, das von Präsident Christian Roth unterzeichnet wurde, ist von unhaltbaren Zustände die Rede: Die Patientensicherheit sei nicht gewährleistet, die Notfallversorgung sei ungenügend, und es herrsche eine «Krise im Pflegedienst». Mehr noch: Das Überleben des Standorts Kilchberg sei massiv gefährdet. Dies berichtet die «NZZ am Sonntag».
In einer Aussprache hätten die Verantwortlichen des Spitals den Ärzten nun aber dargelegt, dass «die medizinische Sicherheit der Patienten zu jeder Zeit gewährleistet war und dies weiterhin so bleibt». Es bestehe zudem kein Anlass zu organisatorischen Anpassungen, sagte Sprecher Christian Bretscher gegenüber der Zeitung. Und die von den Belegärzten angesprochenen Bereiche Notfallversorgung und Pflegedienst funktionierten darüber hinaus jederzeit tadellos.
Kanton beurteilt Situation – Präsident tritt zurück
Die Zürcher Gesundheitsdirektion hat als Aufsichtsinstanz sofort auf das Schreiben reagiert. Die Spitalleitung habe inzwischen bereits schriftlich versichert, alle Vorgaben bezüglich Patientensicherheit und Leistungsaufträgen stets eingehalten zu haben, sagt ein Sprecher zur «NZZ am Sonntag». Je nach Entwicklung und Erkenntnisstand behalte sich die Behörde aber weitere Abklärungen und allfällig nötige Massnahmen vor.
Christian Roth, der Präsident des Belegarzt-Vereins zeigt sich zutiefst verärgert darüber, dass die interne Kritik nun publik wird. Es gehe ihm allein darum, die Qualität am Seespital weiterhin zu sichern, sagte er der Zeitung. Eine durch eine Intrige verursachte Polemik sei der Sache überhaupt nicht dienlich. Er zieht Konsequenzen und werde sein Amt nach dieser Indiskretion nun niederlegen.
«Emotionale Wortwahl»
Auch Christoph Riniker, der ehemalige Präsident des Belegarzt-Vereins und heute Stiftungsrat, äussert sich gegenüber der «Zürichsee-Zeitung» zu den Vorkommnissen. Er schreibt, Roth habe argumentiert, dass er sich seit langem für eine breitere medizinische Versorgung am Standort Kilchberg einsetze «und seinem emotionalen Temperament entsprechend auch die Wortwahl emotional gewählt hat». Es liege kein Zerwürfnis vor zwischen den Belegärzten und der Spitalleitung vor.
Die Berichterstattung der «NZZ am Sonntag» kritisiert Riniker als «einseitig» und für alle Mitarbeiter des Spitals «schwer zu verdauen». Der Artikel sei durch eine «unglücklich gewählte Formulierung» ausgelöst worden, sagte er der ZSZ weiter. An der Generalversammlung der Belegärzte 2018 wurde nur festgestellt, «dass Sparmassnahmen und organisatorische Lücken zu einer Gefährdung der medizinischen Betreuung der Patienten am Standort Kilchberg führen könnten».