Seespital: Belegärzte stellen Patientensicherheit infrage

In einem Brief kritisiert der Belegärzte-Verein das Zürcher See-Spital massiv. Die Spitalleitung hingegen will die Situation im Griff haben.

, 14. Januar 2019 um 09:07
image
  • spital
  • seespital
  • zürich
Ein Briefwechsel zwischen dem Belegarzt-Verein und dem Stiftungsrat des See-Spitals sorgt derzeit für Schlagzeilen. Im Schreiben, das von Präsident Christian Roth unterzeichnet wurde, ist von unhaltbaren Zustände die Rede: Die Patientensicherheit sei nicht gewähr­leistet, die Notfallversorgung sei ­ungenügend, und es herrsche eine «Krise im Pflegedienst». Mehr noch: Das Überleben des Standorts Kilchberg sei massiv gefährdet. Dies berichtet die «NZZ am Sonntag». 
In einer Aussprache hätten die Verantwortlichen des Spitals den Ärzten nun aber dargelegt, dass «die medizinische Sicherheit der Patienten zu jeder Zeit gewährleistet war und dies weiterhin so bleibt». Es bestehe zudem kein Anlass zu organisatorischen Anpassungen, sagte Sprecher Christian Bretscher gegenüber der Zeitung. Und die von den Belegärzten angesprochenen Bereiche Notfallversorgung und Pflegedienst funktionierten darüber hinaus jederzeit tadellos.

Kanton beurteilt Situation – Präsident tritt zurück

Die Zürcher Gesundheitsdirektion hat als Aufsichtsinstanz sofort auf das Schreiben reagiert. Die Spitalleitung habe inzwischen bereits schriftlich versichert, alle Vorgaben bezüglich Patientensicherheit und Leistungsaufträgen stets eingehalten zu haben, sagt ein Sprecher zur «NZZ am Sonntag». Je nach Entwicklung und Erkenntnisstand behalte sich die Behörde aber weitere Abklärungen und allfällig nötige Massnahmen vor.
Christian Roth, der Präsident des Belegarzt-Vereins zeigt sich zutiefst verärgert darüber, dass die interne Kritik nun publik wird. Es gehe ihm allein darum, die Qualität am Seespital weiterhin zu sichern, sagte er der Zeitung. Eine durch eine Intrige verursachte Polemik sei der Sache überhaupt nicht dienlich. Er zieht Konsequenzen und werde sein Amt nach dieser Indiskretion nun niederlegen.

«Emotionale Wortwahl»

Auch Christoph Riniker, der ehemalige Präsident des Belegarzt-Vereins und heute Stiftungsrat, äussert sich gegenüber der «Zürichsee-Zeitung» zu den Vorkommnissen. Er schreibt, Roth habe argumentiert, dass er sich seit langem für eine breitere medizinische Versorgung am Standort Kilchberg einsetze «und seinem emotionalen Temperament entsprechend auch die Wortwahl emotional gewählt hat». Es liege kein Zerwürfnis vor zwischen den Belegärzten und der Spitalleitung vor.
Die Berichterstattung der «NZZ am Sonntag» kritisiert Riniker als «einseitig» und für alle Mitarbeiter des Spitals «schwer zu verdauen». Der Artikel sei durch eine «unglücklich gewählte Formulierung» ausgelöst worden, sagte er der ZSZ weiter. An der Generalversammlung der Belegärzte 2018 wurde nur festgestellt, «dass Sparmassnahmen und organisatorische Lücken zu einer Gefährdung der medizinischen Betreuung der Patienten am Standort Kilchberg führen könnten».
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Zürich will hunderte neue Medizin-Studienplätze schaffen

Mit dem Projekt «Med500+» steigt die Zahl der Plätze für Studienanfänger von 430 auf 700. Zehn neue Professuren sind geplant.

image

Zürcher Spitäler: Leichte Erholung bei den Fallkosten

Die durchschnittlichen Fallkosten der Zürcher Akutspitäler blieben 2024 nahezu konstant, während die Patientenzahl deutlich anstieg.

image

Temporärarbeit: Weko lässt Zürcher Spitäler vom Haken

Trotz Verdacht auf heikle Absprachen eröffnet die Wettbewerbskommission kein Verfahren. Die Spitäler profitieren davon, dass ihr Temporärpersonal-Entscheid den Arbeitsmarkt betrifft – also eine Grauzone.

image

Flexibilität oder Fairness? Debatte um Löhne an Zürcher Spitälern

In Zürich will eine Initiative den Spitalangestellten per Gesetz den Teuerungsausgleich sichern. Der Kantonsrat hob die Vorlage jetzt über die erste Hürde – ganz knapp.

image

Zürcher Spitalliste 2026: Uster ohne Auflagen, Absage für Zollikerberg

Der Regierungsrat passt die Spitalliste an: Uster erhält seine Aufträge ohne Auflagen, Affoltern testet eine ‹Notfallstation light›, Zollikerberg bekommt keine Kinderklinik.

image

Kanton Zürich: Spitäler auf Erholungskurs

Der Turnaround bei USZ und KSW nimmt Formen an: Beide erwarten für 2026 klar bessere Finanzergebnisse: Dies zeigt der Budgetentwurf der Kantonsregierung.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.