See-Spital Horgen: Ärzte fordern Rücktritte

Wegen zweifelhafter Abrechnungen eines Schmerzarztes kam das See-Spital in Kritik. Deshalb kam es jetzt auch intern zu einer turbulenten Aussprache.

, 20. August 2015 um 05:00
image
  • spital
  • zürich
  • seespital
Am Dienstagabend kam es im See-Spital Horgen zu einer hitzigen Debatte. Nachdem Vorwürfe aufgekommen waren, ein Neurochirurg habe falsche Rechnungen ausgestellt und übertherapiert, kam es nun zu einer Aussprache zwischen der Spitalleitung und den Belegärzten. Dies berichtet die «Neue Zürcher Zeitung» (teilweise Paywall). «Was im See-Spital passiert ist, wird für uns allmählich zum Reputationsproblem», sagt Chirurg Karl Zweifel zur NZZ.
Die Vorwürfe, erstmals publik gemacht von der «Weltwoche», hatten sich dann auch gegen die Spitalleitung ausgeweitet: Diese habe den Arzt gedeckt. 

«Ohne jede Wirkung!»

Das Ärztekollegium reagierte darauf beunruhigt und sandte Ende Juli einen Brief an Stiftungsrat und Geschäftsleitung des See-Spitals. Das Schreiben gelangte auch an die NZZ. «Das Ärztekollegium forderte die Spitalleitung mehrfach auf, (den Neurochirurgen) und sein ethisches, medizinisches und wirtschaftliches Verhalten zu überprüfen. Ohne jede Wirkung!»
Bei der Aussprache vom Dienstag bestritt Stiftungsratspräsident Walter Bosshard alle Vorwürfe. Die Spitalleitung blieb auf der Position, dass richtig abgerechnet worden war. Darauf reagierten mehrere Belegärzte mit einer Rücktrittsforderung an die Spitalleitung – denn während des Anlasses tauchten offenbar neue Indizien auf, dass falsch abgerechnet worden sei. 
Die Spitalleitung wollte zum Inhalt der Aussprache vom Dienstag nicht Stellung nehmen, wie sie auf NZZ-Anfrage schriftlich festhielt. Man nehme die Hinweise aber ernst und werde sie in die laufende Untersuchung einbeziehen, deren Abschluss bis Ende September erwartet wird: «Es ist das erklärte Ziel der Spitalführung, die Vorfälle lückenlos aufzuklären und die daraus folgenden Schlüsse umzusetzen».
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Männedorf will sich Zukunft mit Mietwohnungen sichern

Das Spital baut eine Villa um und vermietet sie an Gutbetuchte. Die Mieteinnahmen gehören zur Finanzstrategie.

image

Die neue CEO des Spitals Bülach kommt vom Basler Universitätsspital

Sabrina Gänsbacher wird im Juni die Nachfolgerin von Doris Benz im Spital Bülach.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Kispi: Das Problemkind ist Publikumsliebling

Das neue Kinderspital Zürich sorgt nach viel Kritik für positive Schlagzeilen: Die Stadt Zürich ehrt das Gebäude mit der «Auszeichnung für gute Bauten». Hinzu kommt der Publikumspreis 2025.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

USZ: Regierungsrätin Rickli regt Rücktritte an

Im Zürcher Kantonsrat stand eigentlich der Jahresbericht 2024 des Universitätsspitals zur Debatte. Doch plötzlich geriet ein Fehler in der Urologie ins Zentrum.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.