Schweizer Spitäler sollen Zell-Krebstherapien entwickeln

Die Krebsforschung will die teuren neuen Krebstherapien nicht den Pharmafirmen überlassen. Sie hat deshalb eine Arbeitsgemeinschaft für neue Zelltherapien gegründet.

, 11. Dezember 2019 um 06:33
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Die Behandlung von Krebs hat in jüngster Zeit einen wesentlichen Schritt gemacht: Die Krankheit wird nicht mehr mit klassischen Medikamenten bekämpft, sondern mit den eigenen Abwehrzellen der Patienten.
Diese Zellen werden dem Patienten entnommen und dann in einem Labor gentechnisch «aufgerüstet», damit sie, zurück im Körper des Patienten, mit neuer Kraft gegen die Tumorzellen vorgehen können.

Erfolge sind so eindrücklich wie der Preis der Therapien

«Bei einigen Patientinnen und Patienten führt diese Behandlung zu spektakulären Erfolgen», bekräftigt Thomas Cerny, Präsident der Stiftung Krebsforschung Schweiz, im jüngsten Forschungsbericht der Stiftung.
Genauso eindrücklich sei aber auch der Preis, den die Hersteller für die veränderten Patientenzellen verlangten: nämlich mehrere Hunderttausend Franken. Cerny erinnert denn auch daran: «Die umgebauten Zellen sind eine medizinische Dienstleistung, die an akademischen Forschungsinstitutionen mit öffentlich finanzierten Geldern entwickelt worden sind.»

Etliche Spitäler könnten Zell-Behandlung machen

In der Schweiz seien viele Spitäler in der Lage, ihren Krebspatienten Immunzellen zu entnehmen und gentechnisch aufzurüsten. Das Wissen sei aber auf mehrere Spitäler verteilt. Nun müsse es zusammengeführt werden. «Es geht darum – zusätzlich zu den kommerziellen Produkten – weitere Behandlungen zu entwickeln.»
Die Arbeitsgruppe Zelluläre Therapien der Schweizerischem Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) koordiniert deshalb eine nationale Plattform für Zelltherapie. Deren Ziel ist es, neue Therapien zu entwickeln.

Noch vieles ungeregelt

Derzeit sei noch umstritten, welche Spitäler mit T­-Zell­-Produkten umgehen dürfen, legt der Lausanner Professor und Krebsspezialist George Coukos im Forschungsbericht dar. Er ist der Präsident der Arbeitsgruppe Zelluläre Therapien und leitet das Ludwig Institute for Cancer Research in Lausanne und das Swiss Cancer Center Léman.
Ihm scheint es nötig, dass die Behandlungen nur in wenigen, dafür hoch spezialisierte Zentren durchgeführt würden. Dort müssten interdisziplinäre Teams mit Erfahrungen in der Hämatologie, Transplantation, Intensivmedizin und Intensivneurologie zusammengestellt werden können.

Zertifikat für Spitäler mit Zell-Therapien

Die Therapie mit T-Zellen ist in der Schweiz seit gut einem Jahr zugelassen. Zu den Spitälern, welche die Behandlung durchführen, gehören die Universitätsspitäler von Bern, Zürich und Lausanne. Und neu bietet auch die Klinik Hirslanden Zürich die Immuntherapie an. Es können damit zwei Lymphdrüsenkrebsarten behandelt werden. Nach den Vorstellungen von George Coukos schliessen sich die wichtigsten Schweizer Zentren zusammen und lassen sich für die Bereitstellung der neuen Zell­-Therapien zertifizieren.
George Coukos ist sich bewusst: Diese Zell-­Therapien sind teuer, weil sie aufwendig sind. Zuerst müssen die Abwehrzellen im Blut des Patienten beschafft werden, dann an ein Zentrum zum Verarbeiten geliefert werden. Dieses muss dafür sorgen, dass die modifizierten Zellen wieder unbeschadet ins Spital und zurück zum Patienten gelangen.

Bezahlung nur bei Erfolg?

Die Kosten für eine solche aufwendige Behandlung liegen zwischen 150 000 und einer halben Million Franken pro Dosis. Hat die Behandlung schwerwiegende Nebenwirkungen, kann die Behandlung erheblich teurer ausfallen. Deshalb werde für solche Therapien auch darüber diskutiert, ob die Behandlung nur dann bezahlt würde, wenn sie erfolgreich sei, so George Coukos.
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