Schweizer Ärzte lehnen Globalbudgets ab

Die Schweiz könne die steigende Gesundheitskosten gut tragen. Einkommensschwache Prämienzahler sollen mehr Staatshilfe erhalten.

, 19. Oktober 2018 um 08:37
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Die Einführung von Globalbudgets sind für Ärzte ein Schreckensszenario. Wenige Tage nachdem die Deutschen Kassenärzte solche Pauschalabgeltungen zurückweisen, sparen auch  Schweizer Kollegen nicht an Kritik. In einem Artikel in der «Schweizerischen Ärztezeitung» wird gewarnt, dass Globalbudgets stets zu Rationalisierung führten. Denn die demographische Entwicklung sorge für ein organisches Kostenwachstum. Dazu würden auch medizinische Innovationen beitragen: Dies indem sie die Lebenserwartung weiter steigen lassen. Wenn Kosten durch Globalbudgets plafoniert werden sollen, passiere dies deshalb stets zu Lasten der Versorgungsqualität. Wenn Globalbudgets eingeführt würden, habe dies zudem zur Folge, dass nur noch jener Arzt «wirtschaftlich arbeite (...), der es schafft, sich von der Behandlung schwer kranker Menschen fernzuhalten.»
Weil sie auf Globalbudgets abzielten, werden auch die geplanten Gesundheitsinitiativen «Kostenbremse im Gesundheitswesen» und «Belastung durch die Krankenkassenprämien begrenzen» von CVP und SP. Auch die «Massnahmen der ­Tarifpartner zur Steuerung der Kosten» aus dem ersten Massnahmenpakets des Bundesrates wird aus demselben Grund kritisiert. 

«Einkommensschwache Prämienzahler entlasten»

Als kostensenkende Massnahme erwähnt die «Schweizerischen Ärztezeitung» etwa die Notwendigkeit, die Fehlanreize bei den Spitalkosten zu beseitigen. Es brauche für alle Kostenträger einen Einheitstarif für stationäre und ambulante Dienstleistungen. 
Der Artikel appelliert, den Fokus in erster Linie auf die Qualität und nicht auf die Kosten zu legen. Es treffe zwar zu, dass die Prämien gerade für Einkommensschwache eine Last sei. Der Autor schlägt deshalb vor, einkommensschwache Prämienzahler stärker zu entlasten. Die Unterstützung durch den Staats sei heute vergleichsweise tief. Denn als Gesamtgesellschaft könne die Schweiz die Gesundheitskosten gut tragen.
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