«Putschversuch» bei Pharmasuisse

Verbandspräsident Fabian Vaucher sieht sich mit einer angriffigen Gegenkandidatur konfrontiert.

, 31. Juli 2020 um 10:37
image
  • pharma
  • medikamente
An der Spitze von Pharmasuisse entbrennt ein Machtkampf. Der aktuelle Präsident Fabian Vaucher sieht sich vor der anstehenden Erneuerungswahl vom 9. September Kritik ausgesetzt - und einer Gegenkandidatur. Herausfordererin ist die Freiburgerin Martine Ruggli, den Apothekenverband 2019 nach 19 Jahren aus Unmut über den von Vaucher eingeschlagenen Kurs verlassen hat, wie die CH-Media-Zeitungen schreiben. 
Vaucher hatte sein Amt 2015 angetreten und seither vieles verändert. Vor allem die in diesem Februar angekündigte Reorganisation stiess auch auf Gegenwind.  Neun Mitarbeitenden wurde dabei gekündigt, sieben weitere verliessen den Verband aus Unmut über die Neuerungen. 

Andere Pläne

CH-Media zitiert aus dem Abschiedsmail Rugglis: «Die aktuelle Diskrepanz zwischen der Vision und dem Handeln innerhalb von Pharmasuisse sowie auch eine Führungsmethode, welche mit meinen beruflichen und tiefen menschlichen Werten nicht mehr vereinbar war, motivierten meine Entscheidung, mich auf die Suche nach neuen Herausforderungen und anderen Horizonten zu machen».
Vaucher begründet die Reorganisation damit, dass der Verband zu breit aufgestellt gewesen sei. So wurden nicht kostendeckende Angebote eingestellt - darunter Fortbildungskurse aber auch Wirkstoff-Datenbanken.  Man wolle sich auf Kernthemen wie die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Apotheker und die Transformation der Branche konzentrieren, wird Vaucher von CH-Media zitiert. 

Vorwürfe an Vaucher

Ruggli hat andere Pläne. Apotheken müssten ihre Angebote ausbauen, Pharmasuisse müsse sie dabei unterstützen. Ruggli bemängelt, dass unter Vaucher keine neuen Angebote geschaffen worden seien. Sie persönlich verstehe sich mit Vaucher gut, doch ecke dieser mit seiner Art bei vielen an. Durch Abgänge sei zudem viel Know-how verloren gegangen. So sei der Verband ungenügend auf die neue Tarifstruktur vorbereitet. 
Gemäss CH-Media sprechen Insider bezüglich der Gegenkadidatur von einem Putsch. Im September wird sich zeigen, ob dieser gelingt.
In einer früheren Version dieses Textes stand, dass Ruggli Pharmasuisse 2020 wegen der Reorganisation verlassen habe. Korrekt ist, dass Ruggli den Verband bereits 2019 und noch vor der Reorganisation verliess.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Krebsliga will keine Geheimpreise mehr bei Medikamenten

Ausgerechnet die Krebsliga ist dagegen: Der Bundesrat soll künftig keine vertraulichen Rabatte mehr mit der Pharmaindustrie vereinbaren.

image

29 von 30 Apotheken wollten teurere Medikamente verkaufen

Ein Test des «K-Tipps» gibt ein wenig schmeichelhaftes Bild ab: Nur eine Apotheke empfahl wunschgemäss auf Anhieb das billigste Medikament.

image

J&J hat es wieder geschafft – Top Employer 2024

Zum fünften Mal in Folge wurde Johnson & Johnson vom Top Employer Institute ausgezeichnet.

image

Fencheltee im Visier von Swissmedic

Das Heilmittelinstitut rät Schwangeren, Säuglingen und Kindern unter 4 Jahren von einer Einnahme ab. Das in Fencheltee enthaltene Estragol könnte die Gesundheit schädigen.

image

Viele neue Krebs-Medikamente haben wenig Nutzen

Besonders enttäuschend erscheinen dabei die Wirkstoffe, die in Europa nach einem beschleunigten Verfahren zugelassen wurden.

image

Der Preisüberwacher fordert tiefere Spitaltarife und offenere Grenzen

Stefan Meierhans präsentiert acht Vorschläge für ein günstigeres Gesundheitswesen.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.