Polizei verhaftet coronaskeptischen Aargauer Arzt

Nach Drohungen gegen Behörden und Angehörige musste ein 58-jähriger Arzt aus dem Bezirk Baden in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden.

, 13. April 2020 um 07:51
image
  • ärzte
  • kanton aargau
  • coronavirus
Am Samstag wurde in Wettingen im Kanton Aargau ein 58-jähriger Mann festgenommen. Dies, weil er Drohungen gegen Behörden und Angehörige verbreitete, wie die Kantonspolizei mitteilt. Die Polizei rückte dabei mit Grossaufgebot und einer Sondereinheit aus.  
Gemäss dem TV-Sender Tele M1 handelt es sich beim Verhafteten um einen Arzt aus dem Bezirk Baden. «Wir mussten die Drohungen ernst nehmen, und zwar insbesondere deshalb, weil der Verdacht bestand, dass eine Waffe im Spiel sei», sagt ein Polizeisprecher dem Privatfernsehsender. Es seien mehrere Personen von den Drohungen betroffen gewesen.

Hilferuf auf Social Media

Der mutmasslich psychisch labile Mann wurde nach der Verhaftung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, steht in der Mitteilung weiter zu lesen. Die Ermittlungen nach den genauen Umständen der Drohungen seien angelaufen. Die Staatsanwaltschaft habe eine Strafuntersuchung eröffnet.
Der 58-jährige Facharzt für Kardiologie und Innere Medizin sah seine Verhaftung kommen. Auf Facebook und auch auf Twitter postete er einen Hilferuf: «Vor meiner Praxis steht ein Einsatzkommando der KAPO Argau, ich werde abgeholt, Hilfe!!!! (...)»

Verwirrende Aussagen auf Social Media

Der Mediziner war auf Social Media rund um das Coronavirus sehr aktiv und kritisierte die Massnahmen des Bundesrats. So sprach er etwa von einem «simplen Erkältungsvirus». Ob ein Zusammenhang mit seinen coronaskeptischen Äusserungen und der Verhaftung besteht, ist aber unklar.
Der Arzt, der aus einer in der Region bekannten Familie kommt, sorgte allerdings auch für Irritation - und verfasste mitunter verwirrende Aussagen. Er bezeichnete etwa den bekannten deutschen Virologen Christian Drosten auf Twitter als «Clown». Und er sah es als erwiesen an, dass die Mobilfunk-Technologie 5G zumindest mitverantwortlich für die Coronavirus-Todesfälle sei.  
image
Screenshot Twitter
  • Lesen Sie auch: «Verhafteter Aargauer Arzt in der Psychiatrie»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

image

Aargau: Neue Pilotprojekte in der Telemedizin

Mit Medgate testet der Kanton ein Telemedizin-Angebot in Pflegeheimen und in der Spitex – um rascher reagieren zu können und um Hausärzte zu entlasten.

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

image

Münchner Arzt vor Gericht wegen Sex während Darmspiegelung

Ein Arzt soll während Koloskopien 19 Patientinnen sexuell missbraucht haben. Er sagt, die Vorwürfe seien erfunden und eine Intrige.

image

Pflege- und Ärztemangel: Rekordwerte bei offenen Stellen

Die Gesundheitsbranche bleibt führend bei der Suche nach Fachkräften. Laut dem neuen Jobradar steigen die Vakanzen in mehreren Berufen wieder – entgegen dem allgemeinen Trend auf dem Arbeitsmarkt.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.