Der Verordnungsentwurf des Bundes für den Physiotherapie-Tarif sei weder zeitgemäss noch medizinisch sachgerecht: Denn er bilde heute erbrachte Leistungen in Spitälern und Reha-Kliniken nicht ab.
Zu diesem Schluss
kommt der Spitalverband H+. Der Regierungs-Eingriff verschlechtere die heutige Tarifstruktur, was zu weiteren Defiziten in der spitalambulanten Physiotherapie führen werde.
H+ bleibt deshalb dabei: Der Physiotherapie-Tarif müsse vollauf revidiert werden.
Im Physio-Bereich läuft es bekanntlich ähnlich wie bei den Ambulant-Tarifen für Ärzte und Spitäler. Auch hier sorgte eine Patt-Situation dafür, dass die alte Tarifstruktur auslief. Der Bundesrat reagierte dann im März und legte eine neue Struktur vor, die ab Januar 2018 gelten soll.
«Keine zukunftsgerichtete Versorgung»
Der Physiotherapie-Verband hatte sich
bereits im Mai gemeldet und Protest angemeldet: «Mit einer Verschlechterung der Tarifsituation in der Physiotherapie kann es keine zukunftsorientierte ambulante Versorgung geben, schon gar nicht bei der vom Bundesrat postulierten Strategie „ambulant vor stationär“», schrieb Physioswiss damals.
Insbesondere prangerten die Physiotherapeuten die geplante Einführung einer Mindest-Sitzungsdauer an: Damit würden Leistungen, die weniger als 30 Minuten dauern, nicht mehr vergütet.
Die Daten liegen vor…
Der Spitalverband H+ wirft nun dem Bundesrat vor, dass er von Pauschalen zu zeitgebunden Leistungen wechseln wolle, ohne diese Leistungen jedoch neu zu bewerten. Zudem werden heute in der spezialisierten Physiotherapie Leistungen erbracht, die nicht in der Tarifstruktur abgebildet sind – etwa Robotik und Behandlungen mit zwei Physiotherapeuten.
Dabei habe man selber bereits im August letzten Jahres eine Physiotherapie-Struktur eingereicht, gemeinsam mit dem Kassenverband Curafutura. Und dazu habe man auch neuste Daten zur Berechnung der einzelnen Tarifpositionen geliefert. Nur: Der Bundesrat habe die Informationen gar nicht berücksichtigt, der Antrag von Curafutura und H+ sei noch nicht einmal behandelt.
Fazit für die Spitäler: Statt den Tarifeingriff des Bundesrates in der Vernehmlassung zu unterstützen, fordert H+ die Landesregierung auf, die im August 2016 vorgeschlagene Tarifstruktur «endlich zu genehmigen».