Nach der unrühmlichen Affäre rund um den Klinikdirektor Francesco Maisano muss das Universitätsspital Zürich (USZ) weitere Abgänge hinnehmen. Maisano selbst wird die Klinik für Herzchirurgie bekanntlich
Ende Februar 2021 verlassen. Der international bekannte und innovative Herzchirurg sah sich durch einen «Whistleblower» mit Anschuldigungen konfrontiert. Der stets schwebende Verdacht war offenbar eine zu grosse Belastung für ihn, obwohl er bislang von den wesentlichen Vorwürfen entlastet wurde.
Nun geht auch Peter Matt. Der Leitende Arzt geht wieder zurück nach Luzern. Das USZ bestätigt gegenüber Medinside einen entsprechenden Bericht im «Tages-Anzeiger». Anfang März 2021 übernimmt er am Herzzentrum des Luzerner Kantonsspitals (Luks) die Stelle als Chefarzt. Matt, Jahrgang 1975 und Präsident der Schweizer Gesellschaft für Herzchirurgie, hat erst Anfang Juni
vom Luks ans USZ gewechselt: Der bestens qualifizierte Herzchirurg wurde als Stellvertreter von Klinikdirektor Francesco Maisano nach Zürich geholt.
Es kommt zum Exodus
Es ist aber nicht der einzige gewichtige Weggang in der Klinik für Herzchirurgie: Insgesamt sollen es gegen zehn Abgänge sein. Ein ebenso bestens qualifizierter und mit Wissenschaftspreisen ausgezeichneter Leitender Arzt wechselt in den nächsten Wochen zu Hirslanden, ein anderer Oberarzt soll bereits ein Angebot haben. Auch der Klinikmanager, ein Projektmanager, die PR- und Bildungsverantwortliche sowie mehrere Personen aus dem Forschungsteam verlassen das USZ oder haben das Spital bereits verlassen.
Warum so viele Mitarbeitende die Klinik für Herzchirurgie verlassen, ist unklar. Dass es nach einem Wechsel an der Führungsspitze zu Veränderungen im Team komme, sei nicht aussergewöhnlich, sagt das USZ auf Anfrage. In diesem Kontext hätten sich auch an der Klinik für Herzchirurgie einzelne Personen entschieden, das Haus zu verlassen. «Es wurde keinerlei Druck ausgeübt», hält das USZ fest.
Schwerer Schlag für das Unispital
Die Abgänge lassen erahnen, dass an der Klinik für Herzchirurgie noch nicht wie erhofft Ruhe und Stabilität eingekehrt ist. Für das Universitätsspital ist der Weggang von Maisano, Matt & Co. ein schwerer Schlag. Ersatz zu finden, dürfte schwierig sein: Die Zahl der Kandidaten ist begrenzt. Das USZ sagt zwar, dass bereits «einige qualitativ hochstehende Bewerbungen» vorliegen würden. Man sei zuversichtlich, Vakanzen nahtlos wieder besetzen zu können.
Auf jeden Fall müssen die Spitalleitung und Interimsdirektor Paul Vogt nun schauen, wie sie unter diesen schwierigen Umständen wieder eine gut funktionierende Herzchirurgie-Mannschaft aufbauen können. Dieses Wochenende dürfte Vogt wenig Zeit für neue Ideen haben: Er referiert in St. Moritz gemeinsam mit Frank Ruschitzka von der Klinik für Kardiologie und spricht über den «unermüdlichen Einsatz für das menschliche Herz».