Weltweite Innovation für die Pathologie kommt aus Bern

Ein Team vom Institut für Pathologie der Universität Bern hat für seinen Fachbereich eine weltweit einzigartige Arbeitsstation entwickelt: den «Pathojet», eine Art medizinisches Cockpit.

, 18. Februar 2022 um 09:15
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Pathologinnen und Pathologen analysieren Biopsien und Präparate. Sie sitzen viele Stunden am Mikroskop, insgesamt über 95 Prozent der Arbeitszeit. Nicht selten führt dieses stundenlange Beurteilen von Gewebeproben nach Jahren zu ergonomischen Problemen und zu Physiotherapie-Behandlungen.
Ein Team vom Institut für Pathologie der Universität Bern will dem entgegenwirken und hat dafür den «Pathojet» entwickelt, eine Art medizinisches Cockpit aus Karbonstahl: mit Bildschirmen, digitalem Mikroskop, einer Steuerung und einem ergonomischen Stuhl. Im Bereich der Pathologie ist dieses Gerät, das aus dem Gaming-Bereich kommt, das erste seiner Art weltweit.
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Alessandro Lugli und Miryam Blassnig vor dem Pathojet

Anfang eines Kulturwandels

Der neu konzipierte Arbeitsplatz «Pathojet» will aber auch – abgesehen von der besseren Ergonomie und Konzentration – den Anforderungen der automatisierten und digitalen Pathologie der Zukunft gerecht werden. Statt sich alles vorgeben zu lassen, wollen die Berner die Pathologie der Zukunft mitgestalten, sagt Alessandro Lugli, Professor für Tumorpathologie der Uni Bern. 
Ein Faktor für das neue Arbeitsinstrument spielte aber auch der Platz- und Kostenpunkt: Anstelle eines grossflächigen Arbeitsplatzes mit mehreren Computern, Bildschirmen und anderen Geräten vereint der «Pathojet» sehr vieles auf kleinem, ergonomisch gestaltetem Raum. Zudem soll er kostengünstiger als herkömmliche Arbeitsplätze sein: Die einzelnen Geräte kosten je nach Ausführung weniger als die bisherigen zentralen Arbeitsinstrumente, die Doppelmikroskope.

Forschung musste auf Industrie zugehen

Die Idee zu einem Gerät, das die Pathologie bereit mache für die Zukunft, hatte Alessandro Lugli schon vor sieben oder acht Jahren. Das Problem sei aber gewesen, dass normalerweise jeweils die Industrie auf universitäre Forschungsinstitute zukomme. Dieses Mal sei es aber umgekehrt gewesen: «Wir hatten die Idee, ich habe dann jemanden für die Umsetzung gesucht, aber niemand hat daran geglaubt», sagt der Chefarzt für gastrointestinale Pathologie am Institut für Pathologie. Er musste bis 2020 warten, bis sich eine kanadische Technologie-Firma bereit erklärte, einen Prototypen zu entwickeln.
Das Entwicklerteam hat ein Video zum «Pathojet» gedreht.
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