Schweizer Telemedizin-Anbieter Onlinedoctor kauft zu

Onlinedoctor übernimmt zum ersten Mal in der Geschichte ein Unternehmen: Mit der Akquisition eines Entwickler-Startups holt sich der Teledermatologie-Betreiber Know-How im Bereich künstliche Intelligenz (KI).

, 18. Februar 2022 um 07:00
image
Das Schweizer eHealth-Unternehmen Onlinedoctor kauft das Startup  Automated Scientific Skin Infection Search Technology – kurz:  A.S.S.I.S.T. Das Unternehmen betreibt Künstliche Intelligenz (KI) im Bereich der Dermatologie. A.S.S.I.S.T. entwickelt einen Prototyp mit einer diagnostischen Genauigkeit von über 85 Prozent für 30 Hauterkrankungen. 
Alle Mitarbeitenden von A.S.S.I.S.T. werden als interne KI-Abteilung übernommen, wie aus einer Mitteilung von Onlinedoctor hervorgeht. Das Team besteht aus Softwareentwicklern, Machine-Learning-Spezialisten, Humanmedizinern und Fachleuten aus Betriebswirtschaft. Das Startup wurde 2021 als Spin-Off der Universität Tübingen gegründet.

KI auf Weltniveau bei der Diagnose-Qualität

Damit verzeichnet Onlinedoctor die erste Übernahme in der Unternehmensgeschichte. Mit der Akquisition will das 2016 gegründete Unternehmen jetzt der Erste werden, der ein KI-gestütztes Medizinprodukt in der Teledermatologie weltweit zur Marktreife führt – und nimmt es damit Googles Dermassist auf. Onlinedoctor ist europäischer Marktführer für Teledermatologie und beschäftigt 35 Mitarbeitende in der Schweiz, Deutschland und Österreich.
Für Mediziner und KI-Spezialist Jan-Niklas Doll vom Startup A.S.S.I.S.T. ist die Datenqualität und ein evidenzbasiertes Vorgehen bei Künstlicher Intelligenz entscheidend. «Eine KI ist nichts ohne hochwertige Daten. Wir wollen jetzt die Technologie weiter entwickeln und klinische Daten erheben.» Die Einsatzgebiete seien vielfältig, an erster Stelle stehe aber, evidenzbasiert vorzugehen und in diesem stark regulierten Marktumfeld Qualitätsstandards zu setzen, sagt er. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Hardware und Software zusammenbringen

Das Marktpotenzial der Medizintechnik-Branche ist enorm, doch nicht alle MedTech-Unternehmen werden davon profitieren. Warum eine integrierte Produktentwicklungslösung unabdingbar ist und wie diese aussieht.

image

Für die Zweitmeinung zu Dr. KI? Kein Problem.

Die meisten Menschen können sich vorstellen, medizinischen Rat bei einem Chatbot zu holen. Und eine klare Mehrheit findet, dass die Ärzte KI-Unterstützung haben sollten. Dies besagt eine Erhebung in Deutschland.

image

Vom Tippen zum Denken: medizinische Berichtserstellung neu gedacht

Der Moment, in dem alles Klick macht.

image

Gesichts-Bilder für den Gesundheits-Check

Die Wärmeverteilung auf Nase, Stirn, Augenpartie, Backen könnte ein brauchbarer Indikator für gesundheitliche Probleme sein.

image

ChatGPT beantwortet Patientenfragen genauso gut wie Augenärzte

Die Ophthalmologie könnte zu den Fachgebieten gehören, die durch Künstliche Intelligenz besonders viel neuen Schub bekommen.

image

KI auf Abwegen: Wenn das Röntgenbild sagt, dass einer Bier trinkt

Künstliche Intelligenz birgt in der Medizin ein heikles Risiko: das «Shortcut Learning». Dabei liefern Algorithmen völlig akkurate Ergebnisse – die kreuzfalsch sind.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.