Die Anzahl der Kandidatinnen und Kandidaten für ein Medizinstudium übersteigt auch in der Schweiz bei weitem die Anzahl der Plätze. Die Auswahl basiert in den medizinischen Fakultäten deshalb auf Matura-Noten und einem Eignungstest. Aber wie genau sind deren Vorhersagekraft für die spätere Leistung im Studium? Es kommt darauf an, so die Antwort einer aktuellen Studie der Universität Bern.
Kurz: Die Noten der Matura sind ein robuster Prädiktor für die Leistung in der medizinischen dreijährigen Grundausbildung. Das Resultat aus der Eignungsprüfung hingegen liefert kein zusätzlicher Vorhersagewert, wie die Regressions-Analyse mit Daten von über 700 Studierenden der medizinischen Fakultät der Uni Bern zeigt.
Nutzen für die Vorhersage begrenzt
Weiter zeigt die Publikation, dass die Hauptnote aus den Fächern Biologie-Chemie die Leistung im ersten Jahr des Medizin-Grundstudiums vorhersagt. Ab dem zweiten Jahr war ferner die bisherige Leistung im Studium die beste «Vorhersagevariable» für die zukünftige Leistung.
Das Fazit der Studie: Das Resultat aus dem medizinischen Eignungstest ist nur begrenzt von Nutzen für die Vorhersage der zukünftigen Leistung von Studierenden im Fach Humanmedizin.
Zweifel am Zulassungsprozess
Dabei kommt den Studienautoren gleichzeitig Zweifel am Auswahlverfahren auf: «Diese Ergebnisse legen nahe, dass der Zulassungsprozess überdacht werden muss», schreiben die Wissenschaftler um Rabea Krings vom Institut für Medizinische Lehre der Uni Bern.
Diese Diskussion ist allerdings nicht neu: Seit Einführung der Eignungsprüfung für die angehende Ärzteschaft vor über 20 Jahren bestehen Kontroversen darüber, ob der Eignungstest es überhaupt den «richtigen» Kandidatinnen und Kandidaten ermöglicht, Medizin zu studieren.
Muster zuordnen: Beispiel aus dem Eignungstest. | Quelle: Bericht 2020 Eignungstest für das Medizinstudium (Lösung A)
Andere Länder, andere Kriterien
Den Studienautoren zufolge sollten Zulassungsverfahren für Mediziner auch Kompetenzen wie Kommunikation, Professionalität und interprofessionelle Zusammenarbeit besser bewerten.
In Ländern wie den Niederlanden, Israel sowie Kanada und den USA sind Kriterien wie Kommunikationsfähigkeiten, berufliches Verhalten oder Persönlichkeitsmerkmale bereits seit Jahren Teil des Zulassungsprozesses für das Medizinstudium.