Notfallgebühr: Prominenter Widerstand

Die Verbände Schweizerischen Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin und der Notfallpflege Schweiz stellen sich gegen den Nationalrat.

, 6. Dezember 2019 um 11:51
image
  • notfall
  • spital
  • politik
  • ambulant vor stationär
Wer auf eine Notfallstationen geht - und anschliessend nicht stationär behandelt werden muss - soll eine Gebühr von 50 Franken bezahlen. Das hat der Nationalrat diese Woche beschlossen. Mit dieser Gebühr sollen die Notfallstationen entlastet werden - so die Idee.
Der Entscheid sorgte vielerorts für Unmut. Nun gibt es weiteren prominenten Widerstand: Dieser kommt von der Schweizerischen Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin (SGNOR) und der Notfallpflege Schweiz (NOPS). In einer gemeinsamen Mitteilung schreiben die beiden Organisationen, dass sie eine solche Gebühr ablehnen.

Nicht die Lösung der Probleme

Zwar sei die steigende Zahl der ambulanten Notfallkonsultationen ein Problem für die Spitäler und das Gesundheitssystem.  Eine Notfall-Gebühr schaffe da aber kaum Abhilfe. Genannt werden dafür folgende Gründe:
  • Die Massnahme droht die Falschen zu treffen, chronisch Kranke beispielsweise oder ärmere und ältere Menschen.
  • Der Begriff «Bagatellfälle» ist unklar und müsste genauer definiert werden, was kaum machbar ist.
  • Die Notfall-Gebühr suggeriert Verantwortliche für die Probleme im Gesundheitswesen. Statt die Patientinnen und Patienten in ihrem subjektiven Empfinden ernst zu nehmen, stempeln wir sie pauschal als «Hypochonder» ab.
  • Die Gebühr ist in der Praxis kaum umsetzbar. Notfälle sind keine Mautstationen.
Die beiden Verbände schlagen stattdessen vor, die Triage in den Notfallstationen zu verbessern und zu professionalisieren.
Auf der politischen Ebene geht das Geschäft nun an den Ständerat.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spitalzentrum Biel: Kristian Schneider wechselt zum BAG

Kristian Schneider wird nächstes Jahr der Stellvertreter von BAG-Direktorin Anne Lévy. Er ersetzt Thomas Christen.

image

Bundesrat: Mehr Massnahmen gegen ärztliche Gefälligkeitszeugnisse unnötig

«Ein Generalverdacht gegenüber der Ärzteschaft wäre verfehlt», findet der Bundesrat. Er will nicht intensiver gegen falsche Arztzeugnisse vorgehen.

image

Kanton Luzern prescht vor: Mehr Operationen nur noch ambulant

Ambulant vor stationär: Den Luzernern geht die schweizweit gültige AVOS-Liste zu wenig weit. Er nimmt deshalb selber weitere Eingriffe auf.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Eingebildete Explosionen und teure Luftschlösser

Jedes Jahr gibt es dieselbe Diskussion über steigende Gesundheitskosten. Und jedes Jahr die gleichen Rezepte: Einheitskasse, mehr Staat, Pauschalbudgets. Diesmal alles auch in Buchform.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Hoch Health Ostschweiz: Neue geriatrische Tagesklinik

Mit der Tagesklinik in Buchs schafft die Spitalgruppe eine zusätzliche Option für die Betreuung älterer Menschen nach einem Spitalaufenthalt oder bei Einschränkungen im Alltag.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.