Neuartiger Herzschrittmacher läuft ohne Batterien

Forscher des Inselspitals wollen den Blutstrom der Patienten als Energiequelle nutzen. Das im Herzen eingepflanzte Mini-Kraftwerk hat sich bereits bewährt.

, 30. August 2016 um 08:09
image
  • forschung
  • kardiologie
  • insel gruppe
Ein interdisziplinäres Forscherteam des Berner Inselspitals hat auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Rom einen Prototypen einer neuen Herzschrittmacher-Technologie vorgestellt. 
Der Schrittmacher soll künftig aus dem vom Herzen in den Kreislauf gepumpten Blutstrom Energie gewinnen und würde daher keine Batterien mehr brauchen. Dies schreibt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie in einer Mitteilung.
«In allen durchgeführten Tests konnte die von uns entwickelte Mini-Turbine aus dem Blutstrom ausreichend Energie gewinnen, um einen Herzschrittmacher ohne Elektroden und ohne Batterie zu betreiben», sagt Adrian Zurbuchen vom Inselspital Bern. «Außerdem bietet der Prototyp genügend Raum für eine Integration der notwendigen Schrittmacherelektronik», so der Ingenieur.
Batterien begrenzen heute nach wie vor die Lebensdauer von Herzschrittmachern und machen wiederholte chirurgische Eingriffe nötig.

Power aus der Pumpe

Die alternative Energiequelle funktioniert darum, weil das Herz kontinuierlich Blut in den Kreislauf pumpt und dafür mehr als ein Watt Leistung aufwendet.
Dies entspricht den Experten zufolge einem rund 200.000-fachen durchschnittlichen Leistungsverbrauch eines modernen Herzschrittmachers von rund 5 Mikrowatt. Ein Teil dieser Energie soll nun für den Antrieb des Herzschrittmachers genutzt werden.
Die Gruppe aus Kardiologen und Ingenieuren hat sich für die Entwicklung einer miniaturisierten Turbine entschieden, die nach dem Prinzip der Kaplan-Turbinen in Wasserkraftwerken funktioniert.
Der Turbinen-Prototyp wurde in einem Versuchsaufbau getestet, bei dem realistische hämodynamische Bedingungen im RVOT nachgeahmt werden konnten. Die Versuche wurden mit einem Blutanalogon bei einer Herzfrequenz von 60 Schlägen pro Minute durchgeführt.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Herzstiftung zeichnet Nachwuchsforscherinnen aus

Srividya Velagapudi und Vanessa Biemmi erhalten für ihre Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Albrecht von Haller Young Investigator Award.

image

Studie: Herzmedikament könnte Metastasen stoppen

Ein Forscherteam von ETH, USB, USZ und KSBL fand heraus, dass das etablierte Herzmedikament Digoxin bei Brustkrebs Metastasen verhindern könnte.

image

CHUV: Aus Spenderstuhl wird Medizin

Das Universitätsspital Lausanne ist das erste Schweizer Spital mit Swissmedic-Zulassung zur Herstellung eines Medikaments aus Fäkalbakterien.

image

Insel Gruppe sucht nach weiteren Einsparmöglichkeiten

Ist das Operationsangebot in Riggisberg noch tragbar? Die Insel Gruppe will Klarheit schaffen.

image

BFS-Studie: Milliarden für Forschung und Entwicklung

2023 investierten Schweizer Privatunternehmen knapp 18 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung. Gesundheit bleibt der wichtigste Fokus.

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.