Der Kanton Bern will gar nicht unbedingt mehr Hausärzte – sondern er will das Problem mit einer neuen Aufgabenverteilung angehen. Dies das Fazit einer
Recherche von «Der Bund». Konkret sollen Pflegefachpersonen künftig einen Teil der Aufgaben von Ärzten übernehmen, so Kantonsarzt Jan von Overbeck in der Zeitung.
Zwar bemüht sich auch die Universität Bern, durch die
Schaffung neuer Studienplätze etwas zu tun gegen den Hausarztmangel. Für von Overbeck ist dies aber noch keine vollständige Lösung: Denn die Gefahr sei gross, dass die zusätzlichen Studenten nicht zu Hausärzten würden, sondern zu Spezialärzten, womit sie eher zum Überfluss dort beitragen dürften.
Projekt wird ausgeweitet
Und so bezweifelt der Kantonsapotheker, dass es gelingen wird, die pro Jahr benötigten 50 neuen Allgemeinmediziner zu gewinnen.
Deshalb nun die Idee, erweiterte Aufgaben bei Pflegefachpersonen anzusiedeln und – wie etwa in den angelsächsischen Ländern üblich – mit Advanced Practice Nurses einen Teil der medizinischen Grundversorgung abzudecken.
Im Kanton Bern läuft ein entsprechendes Pilotprojekt im Gesundheitszentrum Schüpfen. Nun will Kantonsarzt von Overbeck das Projekt ausweiten und direkt finanzieren, um damit einen «Prototypen» zu schaffen, der später im ganzen Kanton zum Einsatz kommen soll.
Ein springender Punkt: Die beiden Ideen konkurrenzieren sich durchaus. Von Oberbeck sieht die erweiterten Pflege-Einsätze als Alternative zur Ausbildung einer neuen, grösseren Ärztezahl – während diese Ausbildungs-Offensive für die Ärzteschaft selber die Lösung der ersten Wahl wäre. Monika Reber vom Berner Hausärzteverband erinnerte im «Bund» daran, dass ja beim Pflegepersonal ebenfalls ein erheblicher Mangel besteht.
Auf der Hand liegt, dass es hier auch um den Einfluss der verschiedenen Funktionen geht – beziehungsweise um Einflussverschiebungen zwischen den Berufen.