Frau Dan, Sie übernahmen jüngst das Präsidium der Gesellschaft für Rheumatologie mit einer klaren Vision: eine schnelle, nachhaltige und qualitativ hochwertige Versorgung für Patienten mit muskuloskelettalen und entzündlichen Erkrankungen zu gewährleisten. Welche Hebel werden Sie dazu in den kommenden Jahren ansetzen?
Um dieses Ziel zu erreichen, muss für Nachwuchs gesorgt werden, denn das derzeit drängendste Problem ist der Mangel an Rheumatologen. Die Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie (SGR) hat bereits Strategien entwickelt, um junge Menschen für unser Fachgebiet zu gewinnen. Ein Beispiel ist die Teilnahme der SGR an Medifuture, dem jährlichen Fachkongress für Studierende und junge Ärztinnen und Ärzte; ein anderes ist die Bereitstellung von kostenlosen Einladungen zum Jahreskongress der SGR für interessierte Studierende.
Die letztgenannte Initiative startet offiziell 2026, aber mit einem ersten «Pilotversuch» bereits im September dieses Jahres. Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr «
Young rheumatologists» gegründet, eine Plattform für Nachwuchswissenschaftler, die derzeit weitere Strategien in dieser Richtung entwickelt.
Diana Dan ist leitende Ärztin in der Abteilung für Rheumatologie des Universitätsspitals Lausanne (CHUV). Nachdem sie 2012 einen Facharzttitel in Innerer Medizin erworben hatte, spezialisierte sie sich im Inselspital Bern und in der SUVA-Klinik in Sion auf Rheumatologie. Seit April 2025 ist sie Präsidentin der
Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie (SGR).
Was die Qualität der Behandlung betrifft, so ist eine solide Fortbildung eine Grundvoraussetzung für die Qualität der Behandlung. Die SGR organisiert jährlich zwei Fortbildungsveranstaltungen und bietet auch über unsere Website einen Rahmen für die Fortbildung, zum Beispiel indem die Empfehlungen für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen regelmässig aktualisiert werden. Wir fördern auch die Forschung durch Preise und Stipendien für junge Ärztinnen und Ärzte.
«Es gelingt uns nicht, genügend Rheumatologen auszubilden, obwohl der Bedarf mit zunehmender Alterung der Bevölkerung steigt.»
Der Fachärztemangel und der Mangel an Ausbildungsplätzen gehören zu den strategischen Schwerpunkten der SGR. Was müsste sich auf politischer oder institutioneller Ebene ändern, um den Nachwuchs in der Rheumatologie zu sichern?
Es gelingt uns nicht, genügend Rheumatologen auszubilden, obwohl der Bedarf mit der Alterung der Bevölkerung steigt. Idealerweise sollte es mehr Ausbildungsplätze in den Spitälern geben. Die Gesellschaft für Rheumatologie unterstützt auch den Wechsel von Assistenzärzten in die Praxis, was von den jungen Kolleginnen und Kollegen als sehr bereichernd empfunden wird.
Die SGR möchte die Voraussetzungen für eine herausfordernde und moderne Karriere in der Rheumatologie schaffen. Welche Rolle spielen dabei die Weiterbildung und die Diversifizierung der klinischen Praxis?
Neben den oben erwähnten Fortbildungsveranstaltungen fördert unsere Gesellschaft den Erwerb von Untersuchungstechniken wie Ultraschall, Kapillaroskopie oder auch die Interpretation der Messung der Knochenmineraldichte, um nur einige aufzuzählen (neben den unerlässlichen Kenntnissen über die Gelenkpunktion).
Sie möchten die Synergien mit der Rheumaliga Schweiz ausbauen. Wie kann diese Zusammenarbeit die Erfahrungen und den Alltag der Patienten verbessern?
In der Tat sehe ich die SRG und die Rheumaliga Schweiz als komplementär an. Die Zusammenarbeit mit der Liga kommt den Patienten sehr zugute. Die Liga bietet den Patienten eine Fülle von Informationen, sei es in Form von Broschüren (die wir immer in physischer oder digitaler Form zur Verfügung haben), thematischen Vorträgen oder einfach auf ihrer Internetseite. Dies ergänzt die Vorstellungen, die Patienten in der relativ begrenzten Zeit eines Arztbesuches erhalten. Die Liga stellt auch Informationen zu Hilfsmitteln, Physiotherapiekursen und - ganz wichtig - zu Patientenorganisationen zur Verfügung. Eines unserer jüngsten gemeinsamen Projekte ist die Erstellung von Informationsblättern für Patienten über Medikamente.
Die Versorgungsqualität bleibt ein Eckpfeiler Ihrer Arbeit, insbesondere vor dem Hintergrund der Tarifreform mit der Einführung von Tardoc. Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für die ambulante Rheumatologie und wie unterstützt die SGR ihre Mitglieder bei der Bewältigung dieser Entwicklungen?
Die SGR strebt nach Exzellenz, auch in Bezug auf die Qualität der Versorgung, aber ich glaube, dass dieser Begriff von dem der Tarifreform getrennt werden muss. Wie bereits erwähnt, hat die Rheumatologie viele Facetten und die Leistungen sollten angemessen vergütet werden. Es gibt mehrere Tarifpositionen, bei denen der Übergang zu Tardoc für uns ungünstig ist, und wir sind dabei, eine Kommission zu bilden, die sich dieser Problematik widmet.
Sie sind Ärztin, Ausbilderin und nun auch Präsidentin einer nationalen medizinischen Gesellschaft. Was motiviert Sie persönlich, sich für die Zukunft der Rheumatologie in der Schweiz zu engagieren?
Es hat mir immer Spass gemacht, zu unterrichten und zu sehen, wie junge Ärzte Fortschritte machen und sich für die Rheumatologie begeistern! Aber das Wichtigste ist, dass wir neue Spezialisten für unsere Patienten brauchen, um eine gute Qualität der Versorgung zu gewährleisten. Ich habe das Glück und das Privileg, den Vorstand der SRG um mich herum zu haben, ein grossartiges Team, das motiviert ist und sich den Herausforderungen des Fachgebiets stellt.