Luzerner Ärzte geisseln Bersets Tarifeingriff

Ambulanter Tarif Tarmed: Die Luzerner Ärztegesellschaft lässt kein gutes Haar an Gesundheitsminister Alain Berset.

, 15. Mai 2017 um 07:45
image
  • tarmed
  • tarvision
  • politik
  • praxis
Die Ärztegesellschaft des Kantons Luzern verschärft die Tonlage gegenüber Alain Berset und seinem geplanten Eingriff in die Tarifstruktur. Dies berichtet die «Luzerner Zeitung».
Der Bundesrat missachte, dass es eben gerade die Ärzte seien, die durch ihre Arbeit dafür sorgten, dass die Gesundheitskosten nicht aus dem Ruder laufen, so der Vorwurf. 

«Unüberlegt, willkürlich»

«Die hohen Kosten, welche die teuren Infrastrukturen der Spitäler verursachen, können durch eine Therapie in einer Praxis auf vergleichsweise tiefem Niveau gehalten werden», so die Vernehmlassungsantwort der Ärztegesellschaft.
Mit der «unüberlegten, willkürlichen Senkung des ambulanten Tarifs» würden sämtliche Bemühungen zerstört, im Gesundheitswesen Kosten zu sparen. 
Der Ärzteschaft bleibe angesichts von Tarifkürzungen nichts anderes übrig, als Patienten in stationäre Behandlungen zu überführen – ungeachtet dessen, dass die Kapazitäten dafür fehlten und die Versorgungssicherheit damit gefährdet werde. 

«Bundesrat schont Pharmaindustrie»

Dabei gäbe es laut den Luzerner Ärzten «viel einfachere und bessere Möglichkeiten, im Gesundheitswesen rasch und viel Geld zu sparen», zitiert die Zeitung die Standeorganisation weiter. Die jährliche Überprüfung und Festsetzung der Medikamentenpreise würde per sofort eine Entlastung von zwei Milliarden Franken bringen.
Der Bundesrat komme seiner Pflicht aber in keiner Weise nach, vielmehr werde die Pharmaindustrie geschont – auf Kosten der Patienten. Eine Entwicklung, die sich laut der Ärztegesellschaft mit der drohenden Einführung von Globalbudgets in der ambulanten Versorgung akzentuieren könnte.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Beschwerde gegen das SIWF: Der medizinische Nachwuchs verliert die Geduld

Eine Gruppe von Nachwuchsmedizinern geht vor das Bundesverwaltungsgericht: wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln.

image

Für Apotheken wird der Verkauf von Medikamenten der Kategorie B einfacher

Die Apotheken sollen nicht unter der Umteilung der Arzneimittel-Kategorien leiden. Der Bundesrat erleichtert ihnen deshalb die obligatorische Dokumentation.

image

Ein Oensinger Gesundheitszentrum betreibt den ersten «Medicomat» in der Schweiz

Das Gerät im Vitasphère-Gesundheitszentrum funktioniert wie ein Getränkeautomat. Doch statt Flaschen gibt der Automat rund um die Uhr Medikamente heraus.

image

Suva soll Asbestopfer-Fonds mitfinanzieren

Die Stiftung Entschädigungsfonds für Asbestopfer (EFA) hat zu wenig Geld. Nun könnte es Unterstützung von der Suva geben.

image

Bundesrat bewilligt Tardoc und Pauschalen - Chirurgen sind «bestürzt»

Der Bundesrat will das neuen Tarifsystem mit einigen Änderungen im Januar einführen. Die FMCH prangert die Pauschalen erneut als teilweise gesetzeswidrig an.

image

Neuer Name, altes Dossier: Bundesrat macht aus dem EPD das E-GD

Nun beerdigt der Bundesrat das unbeliebte elektronische Patienten-Dossier – und macht kurzerhand ein elektronisches Gesundheitsdossier daraus.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.