Krankenkassen-Lobby verliert gewichtigen Gesundheitspolitiker

Parlamentswahlen: Die Stimmbevölkerung wählt Santésuisse-Präsident Heinz Brand aus dem Nationalrat ab.

, 20. Oktober 2019 um 14:53
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Heinz Brand, der Präsident des Krankenversicherer-Verbands Santésuisse, hat am Sonntag die Wiederwahl in den Nationalrat für den Kanton Graubünden verpasst. Damit dürfte auch Santésuisse-Direktorin Verena Nold ihre Zutrittsberechtigung ins Parlament nicht mehr von Heinz Brand (SVP) erhalten. 
Brand sitzt seit Dezember 2011 im Nationalrat, wo er sich zu einer wichtigen Stimme in der Gesundheitspolitik entwickelt hat. Seit 2015 ist er Präsident von Santésuisse und deren Tochterorganisationen. Dafür kassiert er jährlich rund 100'000 Franken. 

Zentrale Kraft hinter der Aufhebung des Ärztestopps

Der Berater und Jurist präsidierte in der Vergangenheit unter anderem die «Flurystiftung Gesundheitsvorsorge», welche im Prättigau ein Spital, Altersheime und die Spitex betreibt. Zwischen 1987 und 2011 war er zudem Vorsteher des Bündner Amtes für Polizeiwesen und Zivilrecht.
In der Gesundheitskommission und im Nationalrat war Heinz Brand einer der zentralen Kräfte hinter der zwischenzeitlichen Aufhebung des Ärztestopps. Die Versicherer propagierten dies nicht zuletzt deshalb, um der von ihnen angestrebten Aufhebung der Vertragspflicht näher zu kommen.

Wäre bald der höchste Schweizer geworden

Es war vorgesehen, dass der langjährige SVP-Nationalrat im Jahr 2021 turnusgemäss das Amt des höchsten Schweizers ausüben sollte. 2015 galt Heinz Brand zudem als Kronfavorit für den Bundesrat. 
Einen Strich durch die Rechnung haben dem 64-Jährigen nun die Sozialdemokraten gemacht, die der SVP im Kanton Graubünden einen Sitz weggeschnappt haben. Nur Magdalena Martullo-Blocher konnte ihren Sitz verteidigen, mit rund 5'000 Stimmen Vorsprung auf Brand. 
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