Kinderspital Zürich feiert Erfolg mit Transplantation von Ersatzhaut

Nach 15 Jahren Forschung gibt es jetzt ein greifbares Resultat: Chirurgen des Kinderspitals ist es gelungen, kleinen Patienten Haut aus dem Labor einzusetzen.

, 6. September 2016 um 13:06
image
  • forschung
  • kinderspital zürich
  • spital
  • pädiatrie
Seit 2001 forschen Wissenschaftler am Kinderspital Zürich an einem Hautersatz aus dem Labor, welcher Brandverletzten und Menschen mit anderen Hautdefekten helfen soll. Tissue Biology Research Unit (TBRU) heisst die Forschungseinheit, dank der Kindern die schmerzhaften Eigenhautverpflanzungen erspart werden sollen. 
Dem Zürcher Team um die Kinderchirurgen Martin Meuli und Clemens Schiestl sowie dem Zellbiologen Ernst Reichmann ist es nun erstmals gelungen, die im Labor hergestellte Haut aus patienteneigenen Zellen klinisch einzusetzen. Bisher sind die handflächengrossen Laborhautstücke in einer klinischen Studie bei zehn Kindern zum Einsatz gekommen. Die Patienten hatten unterschiedliche Hautprobleme wie Verbrennungen, Narben oder Muttermale. 

Vollständige Haut

Die in der Petrischale erzeugte Haut besteht aus Ober- und Unterhaut und verfügt über selbsterneuernde Stammzellen, Blutzellen und Pigmentzellen. Verglichen mit aktuellen Methoden schneide die Haut aus dem Labor ebenso gut und in gewissen Fällen sogar klar besser ab, heisst es in einer Mitteilung des Kispi. Die Haut soll künftig in der klinischen Praxis routinemässig bei Patienten zur Deckung grosser Hautdefekte eingesetzt werden. 
Die bisher vorhandenen Resultate hätten klar aufgezeigt, dass der klinische Einsatz von laborgenerierter Haut beim Menschen möglich ist. Die geforderte Sicherheit für den Patienten sei gegeben. Es seien keine Infektionen aufgetreten. Die ersten Transplantationen hätten funktionelle und kosmetische Resultate ergeben, die denjenigen der aktuellen Methoden «durchaus vergleichbar, in gewissen Fällen sogar klar überlegen» seien.

Start einer grösseren Testserie

Die erste Phase der klinischen Studie ist nun abgeschlossen. Sie hat neben dem Durchbruch auch eine Reihe von Problemen aufgezeigt, an deren Lösung gearbeitet wird. Der nächste Schritt besteht darin, eine weitaus grössere Testserie durchzuführen, bei der eine wesentlich grössere Anzahl Patienten mit grösseren Hautdefekten behandelt werden soll. 
Mehr über das Forschungsprojekt gibts hier
Siehe auch: «Eine neue Haut aus der Petrischale» - in USZ News, 20.02.2015
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.

image

Wechsel an der Spitze der Klinik Lengg

Bettina Wapf wird im Mai 2026 neue CEO der Klinik Lengg. Sie folgt auf Julia Hillebrandt, die die Direktorin des Kinderspitals Zürich wird.

image

Swiss Bridge Award 2025 geht an Krebsforschende aus Zürich und Berlin

Andreas Moor (ETH Zürich) und Inmaculada Martínez Reyes (DKFZ/Charité Berlin) erhalten je 250’000 Franken für ihre Arbeiten an zielgerichteten Krebstherapien – von «smarten» Proteinmolekülen bis zu personalisierten Immunzellen.

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Neue KI-Plattform für Spitäler: Pilotprojekt am Kispi Zürich

Das Kinderspital Zürich startet gemeinsam mit den Technologieunternehmen Cisco, Zühlke, Netcloud und 44ai ein KI-Pilotprojekt. Ziel ist die Entwicklung eines Prototyps für automatisierte Arztberichte.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.