Kickbacks für Ärzte? Kein Problem fürs Parlament

Das Parlament lehnt es ab, gesetzlich dagegen vorzugehen, dass Ärzte für die Vermittlung von Patienten Zahlungen erhalten.

, 14. Dezember 2016 um 16:57
image
  • politik
  • ärzte
Dürfen Ärzte Geldzahlungen von Spitälern oder Spezialisten bekommen, wenn sie ihnen Patienten weiterleiten? Sie dürfen. Oder genauer: Das soll gar nicht genauer überprüft werden und geregelt werden. Der Nationalrat lehnte am Mittwoch ein Postulat von Bea Heim ab, welches hier Einschränkungen gefordert hatte.
SP-Nationalrätin Heim hatte in ihrem Vorstoss festgehalten, dass einige Beispiele von Provisionen für die Überweisung von Patienten bekannt geworden seien. Konkrete Zahlen legte sie nicht vor, und auch der Bundesrat konnte sich danach nicht genauer über das Ausmass äussern: Man habe keine direkte Kenntnis dazu, so die Antwort, das sei Sache der Kantone. Und: «Den Versicherern sind keine Fälle von sogenannten Kick-backs bei Überweisungen zwischen Leistungserbringern bekannt.»

Es gibt noch die Standesordnung

Das Parlament liess sich auch nicht aufregen. Der Nationalrat befand mit 136 zu 54 Stimmen, dass man hier nicht gesetzgeberisch tätig werden solle. Der Bundesrat hatte argumentiert, dass ohnehin schon die Standesordnung der FMH untersage, dass ein Arzt Entgelte durch die Zuweisung von Patienten erhalte. Auch seien Vergünstigungen zwar nicht von vorneherein illegal – nur müssten sie ohnehin den Patienten oder den Krankenkassen weitergegeben werden. 
Parlament fordert Qualitäts-Regeln im ambulanten Bereich
Weiter widmete sich der Nationalrat am Mittwoch der Qualitätssicherung in der ambulanten Gesundheitsversorgung. Und hier schlug die grosse Kammer einen kleinen Pflock ein: Ohne Gegenstimme bewilligte er eine Motion der Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel. Darin wird verlangt, dass im ambulanten Bereich verbindliche Massnahmen zur Sicherstellung der Qualität vereinbart werden. Kann ein Leistungserbringer diese Massnahmen nicht bieten, soll der Tarif reduziert werden.
Im heutigen System hätten Leistungserbringer keine Motivation, Zeit und Geld in Qualität zu investieren, argumentierte Ruth Humbel vor der grossen Kammer. Alain Berset hatte sich gegen Humbels Antrag ausgesprochen: Erst wenn verlässliche Daten für den ambulanten Bereich vorlägen, könnten entsprechende Indikatoren festgelegt werden, so der Gesundheitsminister.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Gesundheitsbranche beschliesst 38 Spar-Schritte

Vertreter von Spitälern, Ärzteschaft, Kassen, Pharma und Kantonen haben Massnahmen beschlossen, die jährlich 300 Millionen Franken einsparen sollen. Es geht um Verwaltungskosten, ineffiziente Abläufe, smartere Medizin und um Papier.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Regierung muss Lohn des LUKS-Präsidenten prüfen

195'000 Franken für den Spital-Verwaltungsrats Martin Nufer seien «ausufernd», kritisierte eine Politikerin.

image

Spitalzentrum Biel: Kristian Schneider wechselt zum BAG

Kristian Schneider wird nächstes Jahr der Stellvertreter von BAG-Direktorin Anne Lévy. Er ersetzt Thomas Christen.

image

Bundesrat: Mehr Massnahmen gegen ärztliche Gefälligkeitszeugnisse unnötig

«Ein Generalverdacht gegenüber der Ärzteschaft wäre verfehlt», findet der Bundesrat. Er will nicht intensiver gegen falsche Arztzeugnisse vorgehen.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Eingebildete Explosionen und teure Luftschlösser

Jedes Jahr gibt es dieselbe Diskussion über steigende Gesundheitskosten. Und jedes Jahr die gleichen Rezepte: Einheitskasse, mehr Staat, Pauschalbudgets. Diesmal alles auch in Buchform.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.