Kantonsspital Winterthur: Eine Ärztin in der Antarktis

Oberärztin Barbara Fiedel ist Notfallmanagerin am Kantonsspital Winterthur. Doch die Medizinerin kann auch ganz gut mit Pistenbullys umgehen oder in einem Treibstofflager schuften.

, 8. August 2016 um 08:02
image
  • kantonsspital winterthur
  • spital
  • zürich
Barbara Fiedel, Notfallmanagerin in der Klinik für Orthopädie und Traumatologie am Kantonsspital Winterthur (KSW), hat vor ein paar Jahren eine Forschungsgruppe auf der Neumayer- Station III des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in der Antarktis geleitet. In einem Interview im KSW-Report erzählt sie jetzt von den Herausforderungen dort.
Die grösste Challenge für sie als Leiterin war die Gruppendynamik innerhalb des Teams mit neun Teilnehmern. «Dunkelheit, Isolation und permanente Nähe stellen jeden auf die Probe», erklärt sie. Ständige Nähe mache empfindlich, es beginne im Kleinen. «Die Schwierigkeiten entwickeln sich schleichend und verfestigen sich, wenn man sie ignoriert.»

«Wie sonst auch im Arztberuf»

Dagegen geholfen hat: miteinander reden, reden und nochmals reden. Als Leiterin sei man zusätzlich gefordert. Es ist laut Fiedel aber wie sonst auch im Arztberuf: «Man muss lernen, auch mit ernsten Situationen konstruktiv umzugehen.» Hilfreich sei auch eine zumindest ansatzweise feste Tagesstruktur und Spiel- oder Filmabende.
Für sie als Ärztin stand nebst der Gesundheit des Teams die medizinische Forschung im Zentrum, jeder Teilnehmer war auch Versuchsperson. Ihre Messungen waren unter anderem Teil eines Forschungsprogramms des Instituts für Weltraummedizin der Charité. Hinzu kamen die Hilfe bei den Haupt-Forschungsprojekten des AWI, zum Beispiel geophysikalische, luftchemische und meteorologische Forschung.

«Mädchen für alles»

«In der Praxis muss jeder zu jedem Projekt seinen Beitrag leisten, auch die Chefin ist Mädchen für alles», so Fiedler. Sie habe auch im Treibstofflager geschuftet oder mit den Pistenbullys stundenlang Transportschlitten aus dem Schnee ausgegraben, fügt sie hinzu. 
Doch man habe auch Überwältigendes erlebt, in der Gruppe und auch in der Natur. «Das Eis sieht immer wieder anders aus.» Das Wetter, die Nacht, das Licht und die Weite – was auf den ersten Blick eintönig wirke, sei alles andere als das. Zudem sei es ein besonderes Privileg, den Jahreszyklus der Kaiserpinguine in dieser garstigen Umwelt hautnah miterleben zu dürfen.

  • Lesen Sie hier das ganze Interview im KSW-Report

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Männedorf will sich Zukunft mit Mietwohnungen sichern

Das Spital baut eine Villa um und vermietet sie an Gutbetuchte. Die Mieteinnahmen gehören zur Finanzstrategie.

image

Die neue CEO des Spitals Bülach kommt vom Basler Universitätsspital

Sabrina Gänsbacher wird im Juni die Nachfolgerin von Doris Benz im Spital Bülach.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Kispi: Das Problemkind ist Publikumsliebling

Das neue Kinderspital Zürich sorgt nach viel Kritik für positive Schlagzeilen: Die Stadt Zürich ehrt das Gebäude mit der «Auszeichnung für gute Bauten». Hinzu kommt der Publikumspreis 2025.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

USZ: Regierungsrätin Rickli regt Rücktritte an

Im Zürcher Kantonsrat stand eigentlich der Jahresbericht 2024 des Universitätsspitals zur Debatte. Doch plötzlich geriet ein Fehler in der Urologie ins Zentrum.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.