Kanton setzt bei Spital-Kooperationen Grenzen

Der Kanton Aargau will seinen drei Spitalgesellschaften keine Blankovollmacht bei Kooperationen erteilen. Auslöser ist unter anderem eine Zusammenarbeit im Bereich Kardiologie mit der Hirslanden-Klinik.

, 8. November 2019 um 14:45
image
Künftig sollen Aargauer Spitalgesellschaften nur dann Kooperationen mit anderen Spitälern eingehen dürfen, wenn «keine vergleichbare Kooperation mit einem Kantonsspital im Besitz des Kantons Aargau möglich oder sinnvoll ist». Als Basis für eine Zusammenarbeit dient die Eigentümerstrategie, die Synergien durch Kooperationen mehrfach ausdrücklich nennt.
Hintergrund ist unter anderem ein Streit um die Aargauer Herzmedizin. Das Kantonsspital Baden (KSB) hat die langjährige Zusammenarbeit vorzeitig und überraschend gekündigt. Seit Anfang Oktober arbeitet das KSB mit der Hirslanden Klinik Aarau zusammen. Auch die Zusammenarbeit im Bereich Orthopädie haben die beiden Spitäler in jüngerer Zeit aufgelöst. 

Fachärzte, Notfall und Überversorgung auf dem Prüfstand

Im Zusammenhang mit der Kündigung der Herzmedizin hat die Aargauer Regierung indirekt auch die Spitze des Kantonsspitals Baden gerügt, weil diese zu spät über die Beendigung der Kooperation informierte. Neu erwartet der Kanton von den Verwaltungsräten, den Eigentümer «proaktiv» und «frühzeitig» über Vorhaben und Vorkommnisse von «erheblicher unternehmerischer oder politischer Tragweite» zu informieren. Etwa über beabsichtigte Kooperationen (mit Dritten) oder Beendigungen zwischen den Kantonsspitälern. 
Die neue Situation zwischen Aarau, Baden und der Privatklinik Hirslanden hat ferner dazu geführt, dass das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) derzeit die Anforderungen gemäss Spitalliste an die Fachärzte und den Notfall der Herzmedizin als gesamtes prüft. Zudem will die Regierung auch eine allfällige Überversorgung unter die Lupe nehmen. Das weitere Vorgehen seitens des Regierungsrats hänge dann von den Ergebnissen der Überprüfung ab, heisst es. 

Der neue Regierungsrat soll es richten

Die Situation im Kanton Aargau ist insofern speziell, dass nebst den zwei Kantonsspitälern (in einer Entfernung von 30 Kilometern), das DGS derzeit keinen fixen Vorsteher hat. Nach dem Ausscheiden von Franziska Roth wählt die Aargauer Bevölkerung nun am 24. November 2019 einen neuen Regierungsrat. Dieser wird voraussichtlich das Gesundheitsdepartement übernehmen. Im Hinblick auf diesen Amtsantritt teilt die Regierung weiter mit, dass unter dem neuen Vorsteher oder der neuen Vorsteherin die Eigentümerstrategien überarbeitet werden. 
In der Zwischenzeit ist die Angelegenheit auch im Aargauer Kantonsparlament ein Thema. Die Fraktion der Grünliberalen verpflichten den Regierungsrat in einer Interpellation mehrere Fragen zu beantworten. Unter anderem wollen die Grossräte wissen, wie die Exekutive das Vorgehen und den Vertragsbruch des Kantonsspitals Baden (KSB) beurteilt. Ein Thema ist auch, ob die Vorgaben der Spitalliste verletzt worden seien oder Fragen zu einer möglichen Überversorgung.  
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Von Alt zu Neu: Das KSB nahm seinen Neubau in Betrieb

Nach vier Tagen intensiver Logistik ist der Umzug des Kantonsspitals Baden fast abgeschlossen. Über 200 Patienten sowie Tausende Geräte und Einrichtungsgegenstände in wurden transportiert.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

KSB: Mehr Patienten und maximale Auslastung, aber …

Das Kantonsspital Baden verzeichnet Rekordzahlen bei den Patienten – erwartet jedoch ein negatives Unternehmensergebnis.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.