Investoren sind bei den Privatspitälern vorsichtiger geworden

Einzelne Spitäler decken den Kapitalbedarf mit Anleihen über den Franken-Kapitalmarkt. Öffentliche Häuser haben dabei gegenüber den Privatspitälern einen Vorteil.

, 26. November 2019 um 09:17
image
Grosse Investitionen in IT, Digitalisierung oder Bauprojekte erfordern Milliarden an Kapital. Nebst Bankkrediten oder Finanzierung über die öffentliche Hand holen sich über ein Dutzend Spitäler in der Schweiz frisches Geld auf dem Kapitalmarkt mit Anleihen. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Beratungsfirma PWC hervor. 
In den vergangenen sechs Jahren habe sich das Volumen der Spitalanleihen auf 2.43 Milliarden Franken erhöht. Und der Investitionsappetit der Kapitalgeber sei nach wie vor «gross». Das dürfte laut den Finanzprofis von PWC auch so bleiben, da auf absehbare Zeit keine grossen Zinssprünge zu erwarten seien.

Investoren wollen Risiken kompensieren

Die Studie über die finanzielle Situation der Spitäler zeigt weiter: Privatspitäler weisen auf dem Finanzmarkt ein höheres Risiko gegenüber öffentlichen Spitälern auf. Und zwar um 1,2 Prozent – gemessen am sogenannten Z-Spread. Der Risikoaufschlag gegenüber einer risikofreien Zero-Coupon-Anlage ist ein Mass für das Kreditausfall-Risiko. Er variiere je nach Geschäfts- und Finanzierungsrisiko und hänge mit der Eigenkapitalquote und der Ebitda-Marge zusammen. 
Das lässt vermuten, wie die Autoren weiter schreiben, dass Investoren eine höhere Rendite für Investitionen in Anleihen von Privatspitälern verlangen. So soll das damit verbundene höhere Kreditausfall-Risiko kompensiert werden. 
image
Screenshot PWC: Schweizer Spital-Studie 2018

Staatsgarantie als einer der Gründe

Während dieses Risiko bei öffentlichen Spitälern relativ stabil bis leicht steigend geblieben ist, ist es seit Sommer 2018 für Privatspitäler gestiegen. Investoren schätzen die operativen und regulatorischen Risiken der Privatspitäler demnach höher ein als vor zwei Jahren, so die Schlussfolgerung der Profis.
Als Beispiel nennen die Autoren die höhere Abhängigkeit von Halbprivat- und Privatpatienten, die Einschränkung des Leistungsauftrags, das Fehlen der Staatsgarantie oder auch die richterliche rückwirkende Senkung des Tarmed.

Sollen Spitäler eine Zinsabsicherung erwägen?

In der Analyse diskutieren die Finanz- und Healthprofis auch die Frage, ob für Spitäler und Kliniken eine Zinsabsicherung Sinn ergebe? Aktuell sichern laut der Studie nur wenige Spitäler ihre Zinsen ab, manche schützen einen Anteil des künftigen (Re-)Finanzierungsbedarfs.
Damit sich eine Zinsabsicherung mit Zinsinstrumenten wie Swaps finanziell lohne, müssten Zinsen stärker steigen als heute angenommen. Einzelne Schweizer Spitäler, so die Studie, mussten deshalb grosse Verluste hinnehmen.
Für eine Absicherung sprechen den Beratern zufolge aber nicht nur die finanziellen Vorteile, sondern auch die erhöhte Planbarkeit – gerade in Niedrigzinsphasen. Jedes Spital müsse aber selber beurteilen, ob eine Absicherung für seinen Fall Sinn mache. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Neue Generaldirektorin für die Clinique de La Source

Die Intensivmedizinerin Carlotta Bagna übernimmt im Januar 2026 die Leitung der Privatklinik in Lausanne

image

Basel: Privatspitäler lösen ihren Verband auf

Die Basler Privatspitäler-Vereinigung wird liquidiert. Man wolle «den Austausch zukünftig offen und flexibel angehen», so die Erklärung.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Pflege: Sparen beschäftigt mehr als Rekrutieren

Die Hauptsorge der Pflegeleitungen in der Schweiz ist nicht mehr der Personalmangel. Das «CNO-Barometer 2025» deutet an, dass die Chief Nurse Officers den Blick neu ausrichten.

image

Swiss Medical Network: Hohe Gewinn-Marge im ersten Halbjahr

Die Gesundheitsgruppe erzielte ein zweistelliges Umsatzwachstum: Das organische Plus blieb zwar moderat, aber die Zukäufe trugen erheblich zum Ergebnis bei.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.