Inselspital: «Quantensprung» für die personalisierte Medizin

Das Berner Universitätsspital nimmt die modernste Biobank der Schweiz in Betrieb. Das Tiefkühllager für Blut und andere Bioproben erhöht die Effizienz der Forschung markant.

, 31. Mai 2016 um 15:19
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Automatisierte Ein- und Auslagerung von Blutproben bei minus 100 Grad: Die Biobank Bern (Foto: Pascal Gugler)
Die «Liquid Biobank Bern» (LBB) ist die erste automatisierte klinische Flüssigbiobank der Schweiz. In ihr werden Körperflüssigkeiten und Gewebeproben bei minus 80 bis minus 150 Grad Celsius tiefgekühlt, um sie der medizinischen Forschung später auf Abruf zur Verfügung zu stellen. 
Bisher wurden Proben dezentral für bestimmte Studien gesammelt und in unzähligen Gefrierschränken aufbewahrt. Sie standen so nur einem beschränkten Kreis von Forschern zur Verfügung, und die Qualität variierte stark. Dadurch wurde laut Inselspital die Forschung an massgeschneiderten Therapien verhindert. 

Nutzen von einzelnen Blutproben wird erhöht

Sofern ein Patient sein Einverständnis gegeben hat, können seine Bioproben - in Form mehrerer identischer Unterproben - künftig in der Berner Biobank eingelagert werden. So stehen sie für mehrere Forschungsprojekte und einem grösseren Forscherkreis zur Verfügung.
Der Nutzen einer einzelnen Blutprobe für die Forschung werde dadurch deutlich erhöht, teilt das Inselspital mit. Die LBB stelle eine einheitliche Qualität der Proben als Ausgangsmaterial für robuste Forschungsresultate sicher. Das standardisierte Tiefkühlsystem sei für die personalisierte Medizin ein «Quantensprung».

Erleichterter Zugang zu internationalen Projekten

Im Rahmen des Nationalfonds-Netzwerks «Swiss Biobanking Platform», dem alle sechs Universitätsspitäler der Schweiz angehören, sollen ausgewählte medizinische Forschungsprojekte Proben zur Analyse erhalten. Ausserdem werde die Teilnahme Schweizer Forschender an internationalen Forschungsprojekten erleichtert.
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