Heinz Brand: Harsche Kritik an den Ärzten

Der Santésuisse-Präsident warnt: Entweder gibt es Konzessionen bei der Tarmed-Revision – oder es drohen radikale Änderungen.

, 30. September 2016 um 07:00
image
  • politik
  • santésuisse
  • fmh
  • gesundheitskosten
  • tarmed
Lange kann es so nicht mehr weitergehen mit der Entwicklung der Gesundheitskosten. Offenbar haben sich die Verbandsvertreter der Ärzte und Spitäler von den finanziellen Realitäten unserer Bevölkerung abgekoppelt. Das Schlaraffenland, in dem sich die Schweizer Leistungserbringer befinden, trübe wohl den Blick aufs Ganze.
So tönt es in einem Beitrag, der heute unter dem Titel «Spitäler müssen bezahlbar bleiben» in der «Basler Zeitung» (Print) erschienen ist. Verfasst hat ihn Heinz Brand, der Santésuisse-Präsident und SVP-Nationalrat. Nach den jüngsten Meldungen zu den Prämienerhöhungen nutzt der oberste Krankenkassen-Vertreter die Gelegenheit, um mehr gesellschaftliche Verantwortung zu fordern, also: Zurückhaltung oder gar Einsparungen. Und dabei zielt er insbesondere auf die Ärzte.

«Blockade-Haltung der Leistungserbringer»

Brand äussert explizit Zweifel am Vertrauensprinzip, wonach bezahlt wird, was die Ärzte tun und anordnen. Da die Erfahrung seit Einführung des KVG gezeigt hat, dass dies nicht funktioniere, brauche es vermehrt pauschalisierte Tarife, um überflüssige Eingriffe besser in den Griff zu bekommen und unnötige Kosten zu vermeiden.
Umfassende Globalbudgets, Tarifkürzungen bei ineffizienten Spitälern, Senkungen der Tarmed-Tarife, wenn der Kostenanstieg doppelt so hoch ausfällt wie die allgemeine Preis- und Lohnentwicklung: All die Dämpfungs-Ideen, mit denen das KVG noch hätte ergänzt werden können, seien an der Blockade-Haltung der Leistungserbringer gescheitert.
«Gerade die Ärzte drohen gerne mit einem Referendum, wenn Massnahmen zugunsten einer effizienteren und langfristig bezahlbaren Krankenversicherung vorgeschlagen werden»: So nimmt Brand speziell die Ärzte ins Visier.

«Desaster ist nicht mehr weit»

Doch dabei droht der Bündner SVP-Mann jetzt subtil damit, dass das Fuder überladen sein könnte: «Obsiegt bei der anstehenden Revision des Ärztetarifs Tarmed nicht die Vernunft, ist das finanzielle Desaster nicht mehr weit», heisst es etwa. Und weiter prophezeiht Brand: «Wenn die nicht mehr bezahlbare Krankenversicherung radikale Änderungen dereinst unabdingbar macht, wird auch die ausserordentlich privilegierte Stellung der Leistungserbringer zum Thema werden.»
Die Ärzte und Spitäler würden also gut daran tun, bei der Revision des Tarmed Mass zu halten.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Von einem System zu sprechen, entbehrt jeglicher Grundlage»

Zweigen Spitäler und Praxen Rabatte für sich selber ab? Medienberichte stellten diesen Verdacht in den Raum. Nun antwortet der Spitalverband H+.

image

Rabatte und Teleradiologie: Spitäler in der Kritik

Gleich zwei grosse Medienhäuser machen Abrechnungs-Optimierungen von Spitälern zum grossen Thema. Vor allem Hirslanden gerät ins Visier.

image

Wallis: Kein Geld fürs Gesundheitspersonal

Der Kanton Wallis muss sparen - deshalb soll es keinen Teuerungsausgleich fürs Gesundheitspersonal geben. Dagegen formiert sich Widerstand.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Koordinierte Netzwerke stärken statt verstaatlichen

Es braucht keinen neuen Leistungserbringer «koordinierte Versorgung». Zuerst sollten wir die bereits beschlossenen Kostendämpfungs-Massnahmen wirken lassen.

image

BAB: Natalie Rickli zieht die Reissleine

Die Zürcher Amt für Gesundheit plante, für das Spitex-Pflegepersonal breitgefächert Berufsausübungs-Bewilligungen zu verlangen. Nun ist der Vorgang sistiert.

image

Atomkraftwerk-Betreiber müssen Jodtabletten zahlen

Der Bundesrat will AKW-Betreiber per Gesetz zur Verteilung von Jodtabletten verpflichten.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.