Francesco Maisano hat einen neuen Top-Job

Der ehemalige Klinikdirektor der Herzchirurgie des Zürcher Unispitals (USZ) zieht einen Schlusstrich: Der Herzchirurg verlässt die Schweiz definitiv.

, 5. März 2021 um 14:21
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Das Spital San Raffaele in Mailand (PD)
Francesco Maisano wird neuer Chefarzt der Herzchirurgie des Mailänder Spitals San Raffaele. Dies teilt das international renommierte Spital am Freitag gegenüber Medinside mit. Maisano tritt seine neue Stelle in Italien bereits am 15. März an. Er wird Nachfolger von Ottavio Alfieri, einer der bekanntesten Herzchirurgen. Maisano bestätigt die Rückkehr nach Italien, möchte aber noch nicht öffentlich darüber sprechen. «Eine offizielle Kommunikation wird noch stattfinden», lässt er verlauten.  
Das Ospedale San Raffaele ist Italiens wichtigste Universitäts- und Forschungsklinik von internationaler Bedeutung. Maisano arbeitete bereits zwischen 1997 und 2013 dort. Zuletzt als Direktor einer Einheit, die innerhalb der Herzchirurgie die nicht-invasive Behandlung von Herzklappen-Erkrankungen international wegweisend aufbaute. Der Arzt gilt als grosser Innovator und gehört zu den Weltbesten im Bereich der interventionellen Kardiologie. Gemäss Recherchen hatte er unter anderem auch Job-Angebote aus den USA. 

Wollte Zürich zum besten Zentrum machen

Im Jahr 2013 stiess Francesco Maisano als Leitender Arzt von Mailand zum Zürcher Unispital (USZ), wo er die Gruppe für katheterbasierte Aortenklappenimplantationen leitete. Per Oktober 2014 wurde er zum Direktor der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie sowie zum Professor für Herzchirurgie befördert. Er übernahm das Amt von Volkmar Falk, der ihn dem Vernehmen nach gerne nach Berlin an die Charité mitgenommen hätte. 
Maisano wollte Zürich aber lieber zum besten Zentrum für kardiovaskuläre Medizin in Europa machen. Doch sein Vorhaben kam im Sommer 2020 abrupt zum Stillstand: Er wurde mit Vorwürfen eingedeckt und stand über Monate «schutzlos» im Visier einer Medienkampagne. Diese stützte sich auf ungerechtfertigte Anschuldigungen eines «Hinweisgebers» aus den Reihen des Unispitals. Obwohl die Vorwürfe laut einem Untersuchungsbericht in weiten Teilen widerlegt wurden, hat er aus dem Amt gedrängt das Spital schliesslich verlassen. 

Gilt als Pionier der modernen Herzmedizin

Langjährige Wegbegleiter oder Ärztekollegen sagen gegenüber Medinside übereinstimmend, dass Francesco Maisano fachlich und menschlich eine grosse Lücke in der Herzmedizin hinterlässt. Einen Herzchirurgen mit der Expertise von Maisano gebe es in der Schweiz so nun nicht mehr. Er sei einer der wenigen, der sowohl die klassische Herz­chirurgie als auch die interventionelle Kardiologie beherrsche. Sein Abgang werfe das UZS in Klinik, Forschung und Lehre für Jahre zurück. 
Francesco Maisano führte die Zürcher Klinik für Herzchirurgie international in die Topränge. Er und viele Kaderärzte konnten weltweit an Symposien und wissenschaftlichen Kongressen auftreten und selber einen bedeutenden Kongress organisieren, womit das Unispital auf der internationalen Bühne wieder ein Gesicht bekam. Mit seiner Rückkehr nach Italien scheint dies nun vorerst Geschichte für den Forschungsplatz Schweiz zu sein. 
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