FMH veröffentlicht grundlegendes Positionspapier

Im Basispapier «Gesundheitswesen Schweiz» plädiert die Ärzteschaft für familienfreundliche Arbeitsformen. Und die Tarifsysteme sollen nicht einzelne Fachbereiche bevorzugen.

, 5. Oktober 2016 um 08:29
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Was will die Ärzteschaft? Wo sieht sie die wichtigsten Ziele in der Gesundheitspolitik? Wie ihre Rolle darin? Leitplanken dazu setzt nun das Positionspapier «Gesundheitswesen Schweiz», das an diesem Mittwoch veröffentlicht wurde.
Seit über zwei Jahren war es erarbeitet worden, im Frühjahr 2014 erfolgten die ersten Schritte, es gab eine Umfrage im Zentralvorstand, Sichtung diverser Papiere und zwei Absegnungen durch die Delegiertenversammlung – eine grundsätzliche 2015 und eine definitive im Frühjahr 2016.
Nun liegt das Papier vor. «Der gemeinsame Nenner der Ärzteschaft ist deutlich grösser, als es im Tagesgeschäft manchmal den Anschein hat», kommentiert FMH-Präsident Jürg Schlup in der neuen «Schweizerischen Ärztezeitung».
Tatsächlich gibt es viele Punkte, die leicht breite Zustimmung finden. Als erstes nennt der Leitfaden: «Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt»
Die FMH setze sich f
ür ein patientenbezogenes Gesund
heitswesen 
ein, welches unter anderem «
die freie Arztwahl ermöglicht, die Selbstbestimmung der PatientI
nnen sowie die 
ärztliche Schweigepflicht hoch achtet und die Beziehung zwischen Patient und Ärztin sowie die B
e
handlungsentscheidungen nicht durch ökonomische Kriterien beeinträchtigt».
Als weitere Punkte folgen:
  • Interdisziplinarität und Interprofessionalität: Förderung innovativer und integrativer medizinischer Versorgungsmodelle.
  • Qualitätssicherung auf Basis ärztlicher Expertise.
  • Einsatz für eine bedarfsgerechte und zukunftsweisende Aus-, Weiter- und Fortbildung.
  • Gesundheitsförderung und Prävention als zentrale ärztliche Aufgaben.
  • Weiterentwicklung von eHealth und Einsatz für den Datenschutz.
Etwa heikler dürften wohl die Debatten um Punkt 7 gewesen sein: «Vergütung medizinischer Leistungen: Tarife und Verträge».
Hier fordert das FMH-Papier leistungsgerechte, betriebswirtschaftlich korrekte und praktikable Abgeltungssysteme. Und zwar müssten die Vergütungssysteme gleiche Preise für vergleichbare Leistungen vorsehen – und, so der Text weiter,  sie «dürfen nicht einzelne Fachdisziplinen begünstigen oder benachteiligen».
Punkt 8, «Arbeitsbedingungen der Ärzteschaft» legt einen Schwerpunkt auf  Therapiefreiheit, faire Arbeitsbedingungen, ein leistungsgerechtes Einkommen sowie die nötigen Instrumente für den Beruf. Zugleich fordert die FMH hier «familienfreundliche Arbeitsbedingungen und Arbeitsformen, die den aktuellen Lebensentwürfen entsprechen».
Der neunte und letzte Punkt lotet die «Legitimation und Grenzen staatlicher Regulierung» aus. Hier pendelt die FMH zwischen der Anerkennung von staatlicher Regulierung und dem Wunsch, dass die Wettbewerbs-Möglichkeiten ausgeschöpft werden. So oder so: Mehr staatliche Planung, Steuerung und Interventionen seien im Kampf gegen die Kosten «nicht zielführend».


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