fmCH-Präsident: «Nennen Sie mir die 140 schwarzen Schafe»

Um eine Million aus den Tarmed-Leistungen zu verdienen, müsste ein Arzt 23.4 Stunden pro Tag arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt Josef E. Brandenberg, der Präsident des Chirurgenverbandes fmCH.

, 22. Februar 2018 um 08:38
image
  • fmch
  • tarmed
  • lohn
  • ärzte
  • ärztelöhne
Das Thema Ärzteeinkommen schlägt momentan hohe Wellen. Nach den Aussagen von Gesundheitsminister Alain Berset über Spitzeneinkommen bei Ärzten ist ein neuer Streit über die Honorierung entbrannt.
BAG-Direktor Pascal Strupler bekräftigte in der Folge Bersets Aussage. Ihm zufolge handelt es sich um Spezialärzte von Mitgliedgesellschaften des Verbandes der chirurgisch und invavis tätigen Fachgesellschaften (fmCH). fmCH-Präsident Josef E. Brandenberg wendet sich nun in einem offenen Brief direkt an Alain Berset. 

Ohne Ferien – ohne Freizeit – ohne Schlaf

«Um eine Million aus den Tarmed-Leistungen zu verdienen, müsste ein Arzt bei einem Stundenlohn von 120 Franken pro Jahr 8'333 Stunden arbeiten.» Grundlage für Brandenbergs Berechnung ist die jährliche Arbeitszeit von 1'920 Stunden – in dieser Zeit soll ein Arzt durchschnittlich 230'000 Franken verdienen können. 
Und Brandenberg rechnet weiter: Das wären 23.4 Stunden pro Tag, ohne Ferien, Sonn- und Feiertage, ohne Freizeit, auch ohne Schlaf. «Auch einem vielbeschäftigten und wenig schlafenden Bundesrat dürfte klar sein, dass dies unmöglich ist.»

Es handelt sich um «Bschiss»

Falls es zutrifft, dass 140 Ärzte – wie von BAG-Direktor Strupler behauptet – ein Millionen-Einkommen aus der Grundversicherung generieren, handelte es sich Brandenberg zufolge um reinen «Bschiss». 
140 schwarze Schafe sind 0.3 Prozent der 36’175 in der Schweiz berufstätigen Ärztinnen und Ärzte. Brandenberg schreibt weiter, er sei aber nicht «Präsident der schwarzen Schafe».

Was Brandenberger Berset vorschlägt

Er schlägt dem Bundespräsidenten eine Arbeitsteilung vor: «Sie nennen mir die 140 schwarzen Schafe mit Namen, damit ich gegen diese vorgehen kann.» Und Berset soll sich den wirklich drängenden Fragen der Gesundheitspolitik widmen und auf die Verunglimpfung der übrigen 36’035 Ärztinnen und Ärzte verzichten.

  • Josef E. Brandenberg: Offener Brief an Bundepräsident Alain Berset

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Der IV fehlen die Ärzte – weil niemand dort arbeiten will

Schlechtes Image, andere Kultur: Deshalb hat die IV so grosse Mühe, genug Ärzte und Ärztinnen für die IV-Abklärungen zu finden.

image

Hausärzte: Gute Bezahlung heisst gute Behandlung

Boni für Ärzte? Eine neue Studie deutet an, dass eine Leistungslohn-Komponente ganz gut sein könnte für die Patienten.

image

Weltweit eines der ersten High-End-Dual-Source-CT-Systeme im Ensemble Hospitalier de la Côte in Morges

Welche Vorteile daraus für die regionale Bevölkerung entstehen, lesen Sie im nachfolgenden Interview mit Dr. Mikael de Rham, CEO vom Ensemble Hospitalier de la Côte (EHC).

image

Schönheitsoperationen: Lieber ins Nachbarland

Weltweit boomt die Schönheitschirurgie. Aber Zahlen zeigen: Schweizerinnen lassen sich lieber im Ausland operieren.

image

Südkoreas Ärzte protestieren - gegen mehr Studienplätze!

In Südkorea streiken die Ärzte. Sie fürchten die Konkurrenz, wenn es wie geplant 2000 Studienplätze mehr geben sollte.

image

Pro Infirmis, SRK, SPG, Kispi: Die guten Arbeitgeber im Schweizer Gesundheitswesen

Beim Ranking der «Besten Arbeitgeber 2023» waren die Ergebnisse der Branche eher mittel.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.