Finanzierbare Pflege im Alter

Die Gesamtkosten für die Langzeitpflege steigen rapide. Mit neuen Finanzierungsmodellen sollen sie auch künftig bezahlbar bleiben.

, 17. August 2018 um 07:55
image
  • pflegefinanzierung
  • pflege
  • kvg
  • versicherer
Gemäss Hochrechnungen werden sich die Ausgaben für die Langzeitpflege von rund 6 Milliarden Franken bis ins Jahr 2045 verdreifachen. Eines der Hauptprobleme dabei: In der Schweiz existiert keine obligatorische Pflegeversicherung. Die finanzielle Last tragen deshalb die Individuen und die öffentliche Hand. Und für beide ist die Belastung bereits heute sehr gross.
Der von der «Schweizer Versicherung», der «Schweizer Bank» und der der «Handelszeitung» herausgegebene «Vorsorge Guide 2018/19» widmet sich deshalb den Möglichkeiten, wie Abhilfe geschaffen werden könnte. 
  • Der Bundesrat hat 2016 die Einführung einer separaten Pflegeversicherung angekündigt. Wie in der 1. Säule der beruflichen Vorsorge würde alle ins System einzahlen. Die Beiträge würden jeweils  - auch hier wie in der AHV  - zur Deckung der laufenden Kosten verwendet. Dabei käme es zu einer Quersubventionierung durch die jungen Beitragzahlenden.
  • Andreas Dummermuth, Geschäftsleiter der Ausgleichskasse Schwyz, plädiert derweil für eine Integration in die Krankenversicherung (KVG). Er schlägt vor, das Versicherte ab dem 50. Altersjahr einen Pflegezusatz von rund 50 Franken zu belasten. Damit würden Familien und Junge nicht zusätzlich belastet.
  • Der liberale Think-Tank Avenir Suisse schlägt dagegen die Bildung von individuellem Pflegekapital vor. Diese würde von den Versicherten monatlich auf ein gesperrtes Sperrkonto einzahlen. Das Geld würde am Kapitalmarkt investiert und vermehrt. Falls es nicht für Pflegeleistungen gebraucht wird,  würde es im Todesfall vererbt.
Freiwillige Versicherungsmodelle sind teuer
Im Juni diesen Jahres veröffentlichte der Bundesrat eine Analyse zur Pflegefinanzierung. In dieser skizziert er seinerseits verschiedene Lösungen: Diese reichen von einer Pflegeversicherung zur Abdeckung der Betreuungskosten über eine Versicherung, bei der nur die Pflegeleistungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung abgedeckt werden, bis zu einer umfassenden Versicherungslösung.
Bereits heute kann man eine freiwillige Pflegeversicherung abschliessen. Gemäss dem «Vorsorge Guide 2018/19» sind die existierenden Angebote aber nur bedingt dazu geeignet, sich gegen die Kosten von Langzeitpflegeleistungen abzusichern. Zudem seien die Prämien je nach Alter und der gewünschten Taggeldhöhe recht hoch.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

«Das Problem ist die Bürokratie, welche die Kassen selber mitverursachen»

Der Kardiologe Michel Romanens kämpft seit Jahren gegen die WZW-Ermittlungs-Verfahren der Versicherer. Nun erhält er massive Unterstützung durch ein Bundesgerichts-Urteil. Was sind die Folgen?

image

«Es gibt immer noch Unter- und Fehlversorgung»

Zum Tag der seltenen Krankheiten soll auf die über eine halbe Million Betroffenen im Land aufmerksam gemacht werden. Woran fehlt es? Ein Interview mit Christine Guckert von der Kosek.

image

Temporärarbeit in der Pflege verdient Neubeurteilung

Das Pflegepersonal ächzt unter dem Fachkräftemangel. Personaldienstleister helfen, dringend benötigtes Personal für Gesundheitseinrichtungen zu finden und tragen doppelt zur Problemlösung bei: Es gelingt Lücken zu schliessen und flexibilitätssuchende Fachkräfte gehen der Branche nicht ganz verloren.

image

Die Ärzte finden die meisten Krankenkassen-Rückfragen sinnlos

Eine Erhebung des VSAO ging der Frage nach, wie man die Bürokratie bändigen könnte. Ein Ergebnis: Der Fax ist nicht das Problem; die KIS schon eher.

image

SBK und KSGL-Spitze suchen neue Vertrauensbasis

Der Pflegeverband setzte die Sozialpartner-Gespräche aus, weil das Kantonsspital trotz Entlassungen Neueinstellungen durchführte. KSGL-CEO Stephanie Hackethal zeigt sich «irritiert» und weist die Vorwürfe zurück.

image

Altersheim-Gruppe bietet 4-Tage-Woche an

Bei Glarus-Süd-Care kann neu zwar nicht weniger, aber konzentrierter gearbeitet werden. Nämlich nur noch an vier statt an fünf Tagen pro Woche.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.